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Philipp Lengsfeld

© Kai-Uwe Heinrich

Porträt Philipp Lengsfeld, CDU-Abgeordneter: „Anfang eines unsäglichen Ossi-Bashings“

Bei der ersten freien Volkskammerwahl in der DDR - kurz vor seinem 18. Geburtstag - durfte Philipp Lengsfeld noch nicht abstimmen. 25 Jahre später würdigt er im Bundestag das Ereignis für die Unionsfraktion.

Von Matthias Meisner

So richtig kann es Philipp Lengsfeld noch immer nicht fassen, dass er am Mittwoch im Bundestag auch zu einem sprach, der am 18. März 1990 bei der ersten (und einzigen) freien Volkskammerwahl eine wichtige Rolle spielte: Gregor Gysi. „Schicksal? Ironie?“ fragt sich Lengsfeld mit Blick darauf, dass der heutige Linken-Fraktionsvorsitzende der inzwischen einzige Bundestagsabgeordnete war, der bei der Wahl 1990 in der DDR – für die PDS – einer der Spitzenkandidaten war. Lengsfeld konnte damals noch nicht mitwählen, erst drei Tage später wurde er 18 Jahre alt.

Lengsfeld ist im September 2013 in den Bundestag gewählt worden, letztlich als Ergebnis einer Überraschung. Das Direktmandat in Berlin-Mitte holte er nicht, Listenplatz acht galt nicht gerade als chancenreich. Dank eines Ausgleichsmandats hat es doch geklappt. Dass er im Bundestag Aufmerksamkeit erfährt, liegt nicht nur an seinem Namen. Aber eben auch: Lengsfeld ist Sohn der früheren DDR-Bürgerrechtlerin Vera Lengsfeld, die als Bundestagsabgeordnete erst der Grünen und später der CDU eine bewegte politische Vergangenheit hat. Heute agiert sie am rechten Rand der Union und fiel erst kürzlich als Pegida-Sympathisantin auf. Sie ist scharfe Kritikerin der Linkspartei – und der SPD, wenn sie sich dieser annähert.

Philipp Lengsfeld unterscheidet sich da wenig von seiner Mutter. Allerdings trägt er seine Positionen mit weniger Schaum vorm Mund vor. Er sucht das Gespräch auch mit Linken. Bei der Debatte „25 Jahre Volkskammerwahl“ befasste er sich eher analytisch mit der Tatsache, dass die PDS 1990 mit ihren 1,9 Millionen Wählern weniger Stimmen bekommen hatte als die SED im Frühjahr 1989 noch Mitglieder hatte. Den klaren Wahlsieg der „Allianz für Deutschland“, in der sich die Block-CDU mit neuen Bewegungen wie dem „Demokratischen Aufbruch“ zusammengeschlossen hatte, empfindet er als nur fair – die Allianz habe einfach klarer gesagt, wie die deutsche Einheit bewerkstelligt werden müsse.

Die Ostler hatten anders gewählt als von vielen im Westen erwartet. Der frisch zur SPD gewechselte Otto Schily zückte, wie sich Lengsfeld erinnert, damals als Reaktion eine Banane. Der CDU-Politiker Lengsfeld kommentiert das heute so: „Der Abend des 18. März 1990 markiert den Anfang eines jetzt offenen, unsäglichen Ossi-Bashings durch Teile der westdeutschen Eliten.“

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