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Portrait: Wer ist Roxana Saberi?

Seit Januar sitzt die 31-Jährige in dem berüchtigten Teheraner Evin-Gefängnis in Untersuchungshaft - unter wechselnden Vorwürfen. Wer ist Roxana Saberi?

Der 28. Revolutionsgerichtshof in Teheran machte kurzen Prozess. Wenige Stunden dauerte das Verfahren hinter verschlossenen Türen. Die eigens aus den USA angereisten Eltern durften den Gerichtssaal nicht betreten und erfuhren erst drei Tage später von dem Ergebnis. Acht Jahre soll ihre Tochter Roxana Saberi hinter Gitter, das bisher härteste Urteil gegen eine Auslandsiranerin, die neben der iranischen auch die amerikanische Staatsbürgerschaft innehat. Seit Januar sitzt die 31-Jährige in dem berüchtigten Teheraner Evin-Gefängnis in Untersuchungshaft - unter wechselnden Vorwürfen. Zunächst beschuldigte man sie, eine Flasche Wein gekauft zu haben, was in der Islamischen Republik verboten ist. Dann hieß es, sie habe ohne gültige Presseakkreditierung als Journalistin gearbeitet. Anfang März schließlich gab der zuständige Staatsanwalt bekannt, der Fall habe sich erledigt, Saberi werde "in den nächsten Tagen" freigelassen. Vier Wochen später präsentierten die Behörden plötzlich die Spionagevorwürfe - und dann ging alles sehr schnell und rabiat.

Roxana Saberi lebt seit sechs Jahren im Iran. Ihr Vater stammt von hier, ihre Mutter Akiko ist Japanerin. Geboren in New Jersey, wuchs sie in dem Städtchen Fargo im US-Bundesstaat Nord Dakota auf. 1997 wurde sie Schönheitskönigin von North Dakota, im Jahr danach landete sie bei den Wahlen zur Miss Amerika unter den ersten zehn. Ihre Journalistikausbildung schloss sie an der angesehenen Northwestern University in Chicago mit dem Master ab. 2003 zog sie nach Teheran, um Iranistik zu studieren. Nebenbei arbeitete sie als freie Journalistin, vor allem für das amerikanische National Public Radio (NPR) und den britischen Rundfunksender BBC. 2006 entzog ihr das zuständige Kulturministerium die Akkreditierung. Dennoch arbeitete Saberi von Zeit zu Zeit weiter als Reporterin, ohne dass dies von den Behörden beanstandet wurde. Parallel dazu schrieb sie ein Buch über ihre Erfahrungen im Iran und wollte Ende 2009 in die USA zurückkehren.

Ihre Eltern konnten sie zweimal kurz im Evin-Gefängnis besuchen. Sie behaupten, ihrer Tochter sei ein falsches Geständnis abgepresst worden mit dem Versprechen, wenn sie alle Vorwürfe unterschreibe, werde sie freigelassen. Als sie vor Gericht ihr "Geständnis" widerrief und erklärte, sie sei getäuscht worden, fand dies kein Gehör. "Sie hat Informationen und Dokumente gesammelt und diese an den amerikanischen Geheimdienst weitergegeben", erklärte ihr Richter Sohrab Heydarifard im Staatsfernsehen. Saberis Verteidiger kündigte an, er werde "auf jeden Fall" in die Berufung gehen. Ungewöhnliche Unterstützung erhielt er am Sonntag von Irans Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad. Der übte indirekte Kritik an dem Verfahren und forderte einen fairen Prozess. In einem offenen Brief rief er die zuständige Staatsanwaltschaft auf, dafür zu sorgen, dass "Beschuldigte alle legalen Freiheiten und Rechte bekommen, um sich gegen die Anklage verteidigen zu können. Saberi kann also hoffen: Das harte Urteil ist wohl nicht das letzte Wort.

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