zum Hauptinhalt

Politik: PR aus dem Untergrund

Die Taliban haben eine Offensive gestartet – und werben für sich

Der deutsche Verteidigungsminister ist in Kabul ein gern gesehener Gast. Auch als Peter Struck (SPD) am Montag zur Übergabe des Kommandos der Isaf-Schutztruppe in die afghanische Hauptstadt kam, wurde er von Präsident Hamid Karsai wieder herzlich empfangen. Karsai dankte dem Deutschen besonders für dessen Angebot, in den afghanischen Provinzen Aufbauteams unter militärischem Schutz zu installieren. Der Gastgeber weiß am besten, wie dringend sie zur Stabilisierung des Landes gebraucht werden. Und auch der Gast ahnt wohl, dass die Anti-Terror-Koalition die Fähigkeit der afghanischen Gesellschaft sich zu erneuern, überschätzt hat.

Den rund 4600 Soldaten der Isaf – nur knapp ein Fünftel des Kontingents, das derzeit im viel kleineren Kosovo stationiert ist – gelang es bisher nicht, die Zentralregierung zu stärken. Große Teile der afghanischen Bevölkerung sehen in Karsai eine Marionette des Westens. Da kommt Strucks Vorstoß gerade recht. Im Oktober soll die neue Verfassung verabschiedet werden, im kommenden Jahr sind die ersten freien Wahlen geplant. Doch nun haben die Taliban eine neue Offensive gestartet. Sie lieferten den US-Einheiten im Land im Juli nicht nur die schwersten Kämpfe seit ihrer militärischen Niederlage im Dezember 2001, sondern teilten das Land inzwischen in drei Kommando-Zonen auf, um ihre Attacken gegen die „Okkupanten“ effektiver zu gestalten.

In den an Pakistan grenzenden Provinzen im Süden und Südosten Afghanistans operieren Taliban-Kommandeure der mittleren Führungsebene. Und die kümmern sich auch um eine professionelle Öffentlichkeitsarbeit. Der pakistanische Journalist Ahmed Raschid sagte der Agentur EurasiaNet, die Kämpfer hielten Pressekonferenzen ab und gäben Interviews per Handy. Außerdem verteilen sie Flugblätter von ihrem Führer Mullah Omar, in denen sie Armee und Polizei auffordern, sich mit ihnen zu verbünden.

Nun haben die Taliban angekündigt, ihre Aktivitäten auf den Norden auszuweiten. Dort haben sie einen Bundesgenossen: Im unzugänglichen Nordosten Afghanistans wird der frühere afghanische Premier Gulbuddin Hekmatjar vermutet. Er hat zum „Heiligen Krieg“ gegen die USA aufgerufen und arbeitet schon seit einiger Zeit mit den Taliban zusammen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false