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Politik: PR mit dem Papst

Kroatien will mit Kirchenoberhaupt für EU-Aufnahme werben

Die Kroatien-Reise des Papstes wird das Kirchenoberhaupt diesmal nicht in die Hauptstadt führen. Doch Zagrebs Regierung will den an diesem Donnerstag beginnenden Besuch in den Küstenstädten Rijeka, Zadar und Dubrovnik sowie im Osten des Landes politisch nutzen. Rund zwei Wochen vor dem EU-Gipfel in Thessaloniki, der sich auch einen Tag lang dem Balkan widmen wird, hofft Zagrebs Führung darauf, dass die Visite von Johannes Paul II. europaweit wie eine Werbebotschaft für Kroatien wirkt. „Wir erwarten, dass der Heilige Vater seine Unterstützung für unser Bestreben der Aufnahme in die EU gibt“, sagte Vize-Ministerpräsident Goran Granic der Zeitung „Vjesnik“.

Die Regierung von Ivica Racan hatte im Februar einen Antrag auf EU-Mitgliedschaft gestellt und erhofft sich vom EU-Gipfel ein erstes Signal. Das kleine Adria-Land mit rund vier Millionen Einwohnern möchte bereits 2007 mit Rumänien und Bulgarien in die EU kommen und nicht wie die anderen Westbalkan-Länder Serbien-Montenegro, Bosnien- Herzegowina, Mazedonien und Albanien einen späteren Beitritt ins Auge fassen.

Auch innenpolitisch will die Regierung vom Papstbesuch profitieren. Angesichts stockender Reformen liegt die nationalistische Partei HDZ in den Umfragen vorn, die regierenden Sozialdemokraten müssen eine Wahlniederlage bei den Parlamentswahlen im Herbst befürchten. Gemeinsame Auftritte des Ex-Kommunisten Racan mit dem Papst sollen deshalb in der Bevölkerung, die sich zu 80 Prozent als katholisch versteht, neue Sympathie für den Premier bringen.

Es ist die 100. Auslandsreise, die den Papst diesmal nach Kroatien führt. Allein für eine Messe in Osijek haben sich bisher mehr als 100 000 Pilger angemeldet.

Gemma Pörzgen Belgrad

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