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Den Anschlagsdrohungen der Taliban zum Trotz, lag die Wahlbeteiligung in Afghanistan nach offiziellen Angaben bei über 50 Prozent.

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Update

Präsidentenwahl: Blutiger Wahltag in Afghanistan

Den Anschlagsdrohungen der Taliban zum Trotz, lag die Wahlbeteiligung in Afghanistan nach offiziellen Angaben bei über 50 Prozent. Doch es gab eine Serie von Gewaltakten und mehr als Tote.

Von Michael Schmidt

Obwohl es am Tag der Präsidentschaftswahl in Afghanistan mehr als 140 Gewaltakte und insgesamt mehr als 100 Tote gegeben hat, ist die Abstimmung international gelobt worden. US-Präsident Barack Obama würdigte die Wahl als „wichtigen Meilenstein“ auf dem Weg des Landes in eine demokratische und eigenverantwortliche Zukunft. Die Wähler hätten „enthusiastisch“ an der Abstimmung teilgenommen. Auch Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen gratulierte zu der „beeindruckenden Beteiligung“. Die Vereinten Nationen nannten die hohe Wahlbeteiligung „bemerkenswert“.

Nach Schätzungen der Zentrale der Wahlkommission trotzten am Samstag rund sieben der mehr als zwölf Millionen Wahlberechtigten Terrordrohungen und einer insgesamt prekären Sicherheitslage im Land, gingen zur Wahl und setzten damit ein Zeichen. Am Sonntag begann die Auszählung der Stimmen und die Prüfung von mehr als 160 Betrugsbeschwerden. Bei der Wahl 2009 waren 5,8 Millionen Stimmen abgegeben worden, von denen 1,2 Millionen wegen Betrugs für ungültig erklärt wurden – damals kamen am Wahltag 50 Menschen ums Leben.

Nach Angaben von Innenminister Umer Daudsai wurden diesmal bei 140 Angriffen und Anschlägen neun Polizisten, sieben Soldaten und vier Zivilisten getötet. Viele Anschläge seien vereitelt worden – in Auseinandersetzungen mit den Sicherheitskräften kamen 89 Taliban-Kämpfer ums Leben. Zur Wahl waren die 352 000 afghanischen Sicherheitskräfte in höchste Alarmbereitschaft versetzt worden.

Präsident Hamid Karsai, der seit dem Sturz der Taliban 2001 regiert, durfte nach der Verfassung nicht erneut antreten. Acht Kandidaten bewarben sich um seine Nachfolge. Als Favoriten gelten die früheren Außenminister Abdullah Abdullah und Salmai Rassul sowie Ex-Finanzminister Ashraf Ghani. Abdullah und Ghani beklagten Unregelmäßigkeiten und Betrugsversuche und forderten die Wahlbeschwerdekommission ECC zur Prüfung auf. Ghani sagte: „Ein verfälschtes Ergebnis ist für uns nicht akzeptabel.“

Rassul sagte, er vertraue der Wahlkommission und werde deren Entscheidungen akzeptieren. Sollte kein Bewerber eine absolute Mehrheit erhalten, ist für den 28. Mai eine Stichwahl vorgesehen. Das vorläufige Endergebnis soll am 24. April vorliegen.

Wie ein Polizeisprecher am Wochenende erklärte, handelte der Mörder der deutschen Fotografin Anja Niedringhaus aus Rache für Nato-Luftangriffe auf sein Dorf. Das habe der Polizist in seinem Geständnis ausgesagt. Die 48-jährige Niedringhaus war am Freitag erschossen worden, ihre kanadische Kollegin Kathy Gannon (60) wurde schwer verletzt. (mit dpa)

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