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Präsidentschaftswahl: Kopf-an-Kopf-Rennen in Kenia

Insgesamt neun Kandidaten haben sich für das Amt des kenianischen Staatsoberhaupts beworben. Doch schon bevor die 14 Millionen Stimmberechtigten in Kenia an die Urnen gehen, zeichnet sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen ab.

Während Raila Odinga vor fünf Jahren noch für die Wahl des amtierenden Präsidenten Mwai Kibaki kämpfte, sind die beiden diesmal die schärfsten Konkurrenten. Doch da zwischen Kibakis Partei der Nationalen Einheit (PNU) und der Oppositionskoalition Orange Democratic Movement (ODM) von Odinga kaum Unterschiede auszumachen sind, gelten die ethnische Herkunft und die Persönlichkeit der Kandidaten als wahlentscheidend.

Kibaki und Odinga sorgen für Superlative: In der seit der Einführung des Mehrparteiensystems 1991 am härtesten umkämpften Abstimmung haben sie noch nie dagewesene Wahlkampagnen aufgestellt. Sie machen nicht nur in Fernsehspots, auf Wahlplakaten und mit Handy-Mitteilungen auf sich aufmerksam, sondern durchqueren auch per Helikopter Kenia, um für sich zu werben. Politische Unterschiede sind kaum merkbar, da die Parteien in der Gesellschaft noch nicht verwurzelt sind. Die PNU fand sich erst im September zusammen, die ODM war kurz zuvor entstanden.

Urlauber bringen Geld nach Kenia

Der 76-jährige studierte Wirtschaftsprofessor Kibaki hat in seiner ersten Amtszeit das zuvor heruntergewirtschaftete Land auf Vordermann gebracht. Die Wachstumsrate stieg seit seiner Wahl auf durchschnittlich fünf Prozent pro Jahr. Die stärksten Pfeiler des Erfolgs bilden laut kenianischer Zentralbank Kommunikations- , Energie- und Baubranche sowie der Tourismus. So verdreifachte sich der Erlös durch Urlauber in Kenia innerhalb von vier Jahren. Er stieg von 190 Millionen Euro 2002 auf 617 Millionen Euro im Jahr 2006. Im sonst krisengeschüttelten Osten Afrikas steht Kenia deshalb für Stabilität.

Dennoch bleibt mehr als der Hälfte der 37 Millionen Einwohner immer noch weniger als ein Euro pro Tag zum Leben. "Kenia ist eines der Länder auf der Welt, in dem die Ungleichheit zwischen Arm und Reich am stärksten ist", sagte Volkswirt Robert Shaw. Das will Odinga nutzen. Der ehemalige Minister unter Kibaki tritt im Wahlkampf als Retter der Mittellosen auf. Doch sein Engagement nehmen ihm seine Kritiker nicht ab: Viel zu verschwenderisch erscheint ihnen die Schwäche des 62-Jährigen für teure Gewänder und schöne Autos. Viel zu oft habe er in seiner Laufbahn die Parteien gewechselt.

"Unerstättlicher Wunsch" Präsident werden zu wollen

Analyst Evans Monari spricht bei Odinga deshalb von einem "unersättlichen Wunsch", Präsident werden zu wollen. Dennoch habe er Qualitäten, sagte Monari. Eine dürfte seine Hartnäckigkeit sein, die sich zweifellos während neun Jahren politischer Haft ausgeprägt hat. In der Sprache seines Stammes Luo wird er deshalb "Agwambo", der Hartnäckige, genannt.

Viel mächtiger als die Luo ist in Kenia aber der Stamm der Kikuyu, dem Kibaki angehört. Er stellt die größte Bevölkerungsgruppe des Landes dar und übte vor allem unter dem ersten Präsidenten der Unabhängigkeit, Jomo Kenyatta, großen politischen und wirtschaftlichen Einfluss aus. Der Vorherrschaft der Kikuyu wollen die Luo nun ein Ende setzen. Die Rivalität der beiden Stämme sorgt besonders vor der Wahl für Zündstoff. "Wir Kenianer stimmen nicht über gesellschaftliche Themen ab, sondern über ethnische Betrachtungsweisen", sagte Maina Kiai, Präsident der kenianischen Menschenrechtskommission. Das dürfte sich am Donnerstag mehrmals niederschlagen: Neben der Wahl ihres neuen Präsidenten sind die mehr als 14 Millionen Stimmberechtigte auch aufgerufen, das Parlament und Gemeinderäte neu zu bestimmen. (dm/AFP)

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