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Dschamal al Dschamal.

© dpa

Prag: Der rätselhafte Tod des Diplomaten

In der Palästinenser-Botschaft in Prag explodiert ein Tresor und tötet den Botschafter. Die Umstände sind mysteriös. Ein Terroranschlag wird aber ausgeschlossen.

Prag - Die Explosion, die am Mittwoch gegen Mittag den palästinensischen Botschafter tötete, entwickelt sich zu einem der rätselhaftesten Fälle der Prager Polizei: Offenbar starb der 56-jährige Diplomat Dschamal al Dschamal, als er einen Safe öffnete. Der war, so mutmaßen die Ermittler, mit einer Art Sprengfalle gesichert, um ihn gegen Unbefugte zu schützen. Was in dem Tresor lagerte und weshalb der Botschafter ihn nicht korrekt geöffnet hatte, ist weiter unklar. Denkbar ist nach unbestätigten Informationen auch, dass der Sprengstoff lediglich in dem Tresor lagerte und nicht mit einem Schließmechanismus verbunden war. Offizielle Stellen in Tschechien und in Palästina beteuern, dass es sich nicht um einen terroristischen Anschlag gehandelt habe.

Der Prager Vorort Suchdol, in dem sich der Vorfall ereignete, ist ein ruhiges Wohnviertel. Die palästinensische Botschaft hat hier in den vergangenen Monaten auf einem riesigen Grundstück zwei imposante Gebäude errichten lassen: In einem war die Residenz des Botschafters untergebracht, der erst vor wenigen Tagen eingezogen sein soll; in das andere Haus sollte in den nächsten Wochen die Botschaft selbst umziehen. Der Tresor stand offenbar schon im bisherigen Botschaftsgebäude; am neuen Standort kam er wieder zum Einsatz. Nach unbestätigten Angaben war der Botschafter der Erste, der den Safe nach dem Umzug geöffnet hat.

Nach dem Notruf rückte die Prager Polizei mit einem Großaufgebot aus: Dass es ein terroristischer Anschlag sein könnte, das befürchteten nicht nur die Ermittler. Erst Stunden später konnte der Prager Polizeipräsident Martin Cervicek eine Entwarnung geben: Man habe „kein einziges Indiz“ für einen gezielten Anschlag, sagte er. Dschamal war zu diesem Zeitpunkt bereits tot; er starb in einem an schweren Kopf- und Bauchverletzungen. Am Ort des Geschehens waren stundenlang Sprengstoffexperten im Einsatz; so wollte die Polizei sicherstellen, dass keine weiteren Sprengladungen montiert sind. Als die Spezialisten einen zweiten Tresor öffneten, evakuierte die Polizei sicherheitshalber die weitere Umgebung. Später hieß es, dieser Tresor sei leer gewesen. Zudem entdeckte die Polizei auf dem Gelände illegal gelagerte Maschinenpistolen, wie ein Polizeibeamter sagte.

Warum die palästinensische Botschaft einen ihrer Safes offenbar mit einer Art Bombe sicherte, darüber gibt es noch keine Klarheit. Ein Sprecher des palästinensischen Außenministeriums sagte zunächst, der Safe sei seit zwanzig Jahren nicht geöffnet worden; dieser Darstellung widersprach allerdings ein Botschaftssprecher in Prag: „Da haben wir Geld aufbewahrt, das wir vom Konto der Botschaft abgehoben haben, um Bargeld für die Gehälter der Angestellten sowie für den Einkauf von notwendigen Dingen zu haben.“ Der Safe sei täglich in Gebrauch gewesen; von einer Sprengvorrichtung, fügte er hinzu, habe niemand in der Botschaft etwas gewusst. In Prag werden nun palästinensische Sicherheitsexperten erwartet, die bei der Aufarbeitung helfen wollen. Kilian Kirchgeßner

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