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Politik: Prediger der Macht

Seit November gibt es nahezu täglich Proteste, die gewöhnlich zerstrittene Opposition fordert unisono seinen Rücktritt, und Washington ist besorgt, da unter ihm die Insel zu einem Drogenumschlagplatz wurde. Seit dem Sturz der Duvalier-Diktatur 1986 beherrscht der charismatische Armenpriester Jean-Bertrand Aristide das politische Szenario.

Seit November gibt es nahezu täglich Proteste, die gewöhnlich zerstrittene Opposition fordert unisono seinen Rücktritt, und Washington ist besorgt, da unter ihm die Insel zu einem Drogenumschlagplatz wurde. Seit dem Sturz der Duvalier-Diktatur 1986 beherrscht der charismatische Armenpriester Jean-Bertrand Aristide das politische Szenario. Einst war er der Hoffnungsträger vieler Haitianer und des Auslands auf Demokratie und Wohlstand. In den 80er Jahren wurde die Öffentlichkeit auf den schwarzen Befreiungstheologen aufmerksam. Mutig schwang er in seiner Kirche in einem Slum der Hauptstadt und im katholischen Sender Radio Soleil flammende Predigten gegen die Diktatur. Mehrmals entging er nur knapp Attentaten. 1988 wurde er wegen „Aufstachelung zu Hass und Gewalt“ aus dem katholischen Salesianer-Orden ausgestoßen, in dem er seine gesamte Ausbilung erhalten hatte. Doch die engagierten Christen und Millionen von Armen ließen ihren Lieblingspriester und Hoffnungsträger nicht fallen. 1990 machten sie ihn zum Präsidenten. Nach nur acht Monaten im Amt wurde Aristide durch Armeechef General Raoul Cedras gestürzt. Viele seiner Anhänger wurden niedergemetzelt. Im amerikanischen Exil formte Aristide den Widerstand. 1994 unternahmen die USA eine Militärintervention, die Aristide zurück ins Amt brachte.

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