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Politik: Predigt und Kampf

Viel deutet darauf hin, dass die algerischen Geiseln in Mali sind

Findet das Sahara-Geiseldrama im nordwestafrikanischen Mali sein Ende? Schon länger heißt es unter westlichen Diplomaten in Bamako, der Hauptstadt Malis, dass dieser Nachbarstaat Algeriens eine Schlüsselrolle bei der Lösung des nervenaufreibenden Entführungsfalles spielen könnte. Algerische Militärkreise hatten in den vergangenen Tagen angedeutet, dass die islamistischen Terroristen samt ihrer Geiseln auf dem Weg nach Mali oder dort bereits eingetroffen sein könnten. Zudem wird dort von intensiven politischen und geheimdienstlichen Kontakten zwischen Berlin, Bern, Algier und Bamako berichtet.

Schon seit Monaten ist auffällig, dass in Bamako, wo rund eine Million der elf Millionen Einwohner des verarmten islamischen Landes leben, merkwürdig viele Informationen über das Schicksal der 15 verschleppten europäischen Urlauber kursieren. Die Sicherheitskräfte im Norden Malis wurden bereits am Wochenende in erhöhte Alarmbereitschaft versetzt. Außerdem wurden die Einheiten verstärkt, wie ein in der nordmalischen Region Kidal stationierter Soldat der Nachrichtenagentur AFP sagte. Der äußerst dünn besiedelte und unwegsame Norden des Landes gilt als Gebiet, das faktisch der Kontrolle durch die Regierung in der Hauptstadt Bamako entzogen ist. Allgemein gilt Mali, von 1895 bis 1960 französische Kolonie, unter Experten als demokratisches Vorzeigeland in Westafrika – mit Gewaltenteilung, Mehrparteiensystem und unabhängiger Presse.

Der Saharastaat Mali ist fast viermal so groß ist wie Deutschland und flächenmäßig größter Staat Westafrikas. Seine Kultur wurde von den Traditionen einzelner Stämme, von arabischen Einflüssen und vom Islam geprägt. Das Land zählt nun aber auch zum Operationsgebiet jener islamistischen Gruppe, die seit gut fünf Monaten die westlichen Urlauber in ihrer Gewalt haben soll. Die „Salafistische Gruppe für Predigt und Kampf“ (GSPC) hat im Norden des Landes eine ihrer Basen. Erst vor gut einem Monat wurde bekannt, dass Terroristen aus dem Umfeld der GSPC einen Bombenanschlag auf die US-Botschaft in Bamako planten, der vereitelt wurde. Wegen der wachsenden Präsenz von Al-Qaida-Extremisten in der nordwestafrikanischen Region wollen die Amerikaner in diesem Gebiet eine Basis für eine US-Eingreiftruppe und den Geheimdienst CIA aufbauen.

Ralph Schulze[Madrid]

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