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Premiere in Brüssel: Westerwelle: „Man ist jetzt im Wasser und muss schwimmen“

Guido Westerwelles Premiere in Brüssel ist wortreich – inhaltlich sagt der neue Außenminister wenig.

„Der erste Tag ist sehr eindrucksvoll gewesen“, sagt Guido Westerwelle nach dem Abendessen der EU-Außenminister kurz vor Mitternacht. Während sich die Kanzlerin nach dem traditionellen „Kamingespräch“ in Brüssel schon zurückgezogen hat, wird der neue Außenminister von den Journalisten umlagert, die wissen wollen, wie er die schwarz-gelbe Premiere auf dem EU-Parkett überstanden hat. Die Kanzlerin hatte ihn vor Beginn der Gipfelsitzung rundum geführt und den Regierungschefs und Außenministern vorgestellt. „Die Aufnahme in der Runde war überaus freundlich. Es ging weit besser, als ich erwartet hatte“, sagt Westerwelle sichtlich zufrieden und geschmeichelt.

Trotzdem wirkt er am Tag seines Amtsantritts, an dem er gleichzeitig seinen ersten internationalen Auftritt absolvierte, unsicher und steif. Im Unterschied zur Kanzlerin, die im kleinen Kreis munter, direkt und unprätentiös vom Tag berichtet, spricht Westerwelle in einer gespreizten Sprache der Politik, die wortreich mehr verwischt als klärt. Offenbar ist der neue Vizekanzler am „Tag eins“ auch noch nicht in der Lage, „Ich“ zu sagen. Die meisten Sätze beginnen mit dem distanzierenden „Man“: „Man ist jetzt im Wasser und muss schwimmen“, beschreibt er seinen Start in der europäischen Runde. Verständigungsschwierigkeiten habe es nicht gegeben, versichert der neue Außenminister den Journalisten, die sich in den vergangenen Tagen über seine Weigerung mokiert hatten, Englisch zu sprechen. Bei den Arbeitssitzungen werde ohnehin alles durch Dolmetscher in die eigene Sprache übersetzt. Er sei aber auch bei Begegnungen am Rande ganz gut mit dem Englischen und Französischen zurechtgekommen, sagt er.

Bei der ersten Arbeitssitzung des Gipfels, bei der die Außenminister neben ihren Regierungschefs sitzen, hat er sich zurückgehalten, berichtet er. Man könne als Neuling in der Runde schließlich nicht zum ersten Mal aus Berlin anreisen und dann in Brüssel das große Wort führen. Beim Abendessen, das die Regierungschefs und die Außenminister stets in getrennten Räumen einnehmen, ging es dann offenbar etwas lockerer zu. Man sprach beim Essen über Afghanistan, den Nahen Osten, die Kopenhagener Klimakonferenz. Westerwelle vereinbarte mit einigen seiner Kollegen die ersten Reisen. Seinen ersten Antrittsbesuch will er an diesem Samstag in Polen machen, diese Reise wurde kurzfristig angesetzt, am Montag begibt er sich nach Paris.

Mehrfach wiederholt Westerwelle, wie „bedeutsam“ doch die Rolle Deutschlands im Kreis der 27 europäischen Mitgliedstaaten sei. Und wie das auch von den EU-Partnern anerkannt werde. Einige der Regierungschefs und neuen Amtskollegen habe er schon in seiner Zeit als Oppositionsführer kennengelernt. Doch jetzt sei es doch anders, der Runde selbst anzugehören. „Man“ habe die Gelegenheit gehabt, einige der „Persönlichkeiten“ kennenzulernen, sagt Westerwelle. Das sei „beeindruckend und faszinierend“.

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