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Pressestimmen zur Wahl von Kramp-Karrenbauer: "Für Merkel wie ein Abschiedsgeschenk"

Zur Wahl von Kramp-Karrenbauer zur neuen CDU-Parteivorsitzenden gibt es auch zahlreiche internationale Reaktionen. Ein Überblick über die Pressestimmen.

 

Nach der Wahl von Annegret Kramp-Karrenbauer zur neuen CDU-Parteivorsitzenden gibt es auch zahlreiche internationale Reaktionen und Meinungen. Einige Zeitungen beschäftigen sich in ihren Kommentaren schon mit einer möglichen Kanzlerkandidatur, andere noch mit dem Verhältnis von Kramp-Karrenbauer und ihrer Vorgängerin und Mentorin Angela Merkel – und der Frage, wie es mit der CDU als Partei nach dem Dreikampf der Kandidaten weitergeht. Ein Überblick über die Pressestimmen: 

„Neue Zürcher Zeitung“ (Schweiz): „Kramp-Karrenbauer wird sich von Merkel lösen müssen. Ansätze gibt es. Kramp-Karrenbauers Ton unterscheidet sich vor allem in Fragen der inneren Sicherheit. Der Staat müsse stark sein gegen kriminelle Clans und gegen „autonome Chaoten“. Doch den Worten werden Vorschläge folgen müssen. Auch Merkel hat vor ihrer Wahl zur Kanzlerin für eine deutsche „Leitkultur““ getrommelt. Später hat sie vergessen, was das eigentlich ist.“

„Guardian“ (Großbritannien): „Die Partei stand vor einem Dilemma. Entweder den Kurs von Merkel beibehalten - die entschlossen war, die politische Mitte zu sichern, und die CDU zur Befürworterin der Homoehe, des Mindestlohns und einer Frauenquote in der Politik gewandelt hat  - oder weiter nach rechts rücken, um Wähler zurückzuholen, die sie an die AfD verloren hat. Mit Annegret Kramp-Karrenbauer hat die Partei wohl eine sicherere Option gewählt. Nicht zuletzt, weil sie wahrscheinlich eine bessere Beziehung zu Angela Merkel im Kanzleramt haben wird als Friedrich Merz, der als jemand gesehen wird, der einen Groll gegen Merkel hegt. Kramp-Karrenbauers Sieg ist ein Zeichen dafür, dass die Partei auf dem von Merkel eingeschlagenen Weg weitergehen will.“

„Libération“ (Frankreich): „Es ist ein Sieg für die Favoritin von Angela Merkel, deren Spitznamen alle auf ihre Nähe zur Kanzlerin anspielen. Ob man sie nun „Mini-Merkel“ oder „Merkel des Saarlandes“ nennt, (Annegret Kramp-Karrenbauer) scheint derzeit nur als Spiegelbild der Kanzlerin zu existieren. Sicher, die beiden Frauen haben Gemeinsamkeiten, und der nüchterne Politikstil von AKK lässt an den von Merkel denken. Aber vor allem ist ihr Sieg gleichzeitig der Sieg des Mitte-Kurses, der christlichen, sozialen, proeuropäischen Linie der Partei, den Merkel verkörpert. Und es besteht ein deutlicher Kontrast zu Friedrich Merz, einem Millionär, der in den vergangenen Jahren in der Privatwirtschaft reich wurde (...).“

„El País“ (Spanien): „Sie hat einen endlos langen Namen und eine lange politische Karriere hinter sich. Annegret Kramp-Karrenbauer war die Konsens-Kandidatin, die vielleicht nicht alle mit Begeisterung erfüllt, aber mit der viele in der Partei das Gefühl haben, koexistieren zu können. Sie ist konservativ, aber nicht zu sehr. Sie ist der Kontinuität verschrieben, aber nicht gänzlich. Vor allem aber hat sie sich als sehr tatkräftige Politikerin erwiesen, die in der Lage ist, in ihrem kleinen Saarland Wahlen zu gewinnen.“

„de Volkskrant“ (Niederlande): „So knapp er auch war, der Wahlsieg von AKK - wieder eine gemäßigte Kandidatin und wieder eine Frau - verdeutlicht, wie sehr sich die Partei in den 18 Jahren unter dem Vorsitz Angela Merkels verändert hat. Für Merkel dürfte sich die Wahl Kramp-Karrenbauers anfühlen, wie ein Abschiedsgeschenk.

„De Standaard“ (Belgien): „Auf die neue Vorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer wartet in Berlin viel Arbeit, denn die CDU ist dabei zu erodieren. Die Partei sucht einen Kurs in einem stark veränderten Deutschland. Die Grünen und die AfD haben ihr Wähler abspenstig gemacht und das erfordert eine selbstkritische Analyse. (...) Kramp-Karrenbauer muss schnell aus dem Schatten von Angela Merkel treten, denn in den Rängen der Partei hat sich eine gewisse Merkelmüdigkeit eingeschlichen. Das dürfte aber nicht schwierig sein, wie Eingeweihte meinen. Denn Kramp-Karrenbauer folgt ihrem eigenen Kurs.“

 „Gazeta Wyborcza“ (Polen): „Die Mitglieder der CDU haben zum zweiten Mal in der fast 70-jährigen Geschichte der Partei einer Frau ihr Vertrauen ausgesprochen. (...) Die neue Chefin wird den bisherigen Kurs der Partei fortsetzen (...). Kramp-Karrenbauer könnte auf den ersten Blick für eine unscheinbare und farblose Politikerin aus der deutschen Provinz gehalten werden. Doch am Rednerpult sprudelte sie vor Energie und brannte regelrecht vor Eifer, sich an die Arbeit zu machen. Man kann von ihr eher eine Wendung zum Sozialen erwarten. (...) Kramp-Karrenbauers Karriere führt auch vor Augen, wie sich die deutsche Gesellschaft verändert hat. (...) Merkel trat 1990 in eine von Männern dominierte Regierung Kohls, auch um zu zeigen, dass Frauen in Deutschland ebenfalls etwas zu sagen haben. Heute ist das Geschlecht der Person, die an der CDU-Spitze steht, nicht entscheidend. Wichtiger ist, inwieweit Kramp-Karrenbauer von Merkel, die Kanzlerin bleibt, unabhängig sein wird, die Kanzlerin bleibt.“

„La Repubblica“ (Italien): „Die CDU hat die Schizophrenie vermieden. Sie hat die Gefahr abgewendet, einen Anti-Merkel-Anführer zu ernennen, während Angela Merkel noch Kanzlerin ist. Und sie hat den Wunsch nach einer geordneten Übergabe verwirklicht. (...) AKK ist ohne Zweifel die gemachte Erbin Merkels und garantiert eine gewisse Kontinuität.“

„Berlingske“ (Dänemark):Es ist eine schwierige Aufgabe, die auf Annegret Kramp-Karrenbauer als Vorsitzende der größten bürgerlichen Partei im größten Land Europas wartet. Einerseits muss sie für Kontinuität sorgen. Auf der anderen Seite sollte jedem Christdemokraten klar sein, dass es so nicht weitergehen kann. (.) Europa braucht eine starke CDU als Rückgrat eines starken Deutschlands, das fest zum Respekt vor den demokratischen Werten und internationalen Abkommen steht, in einer Zeit, in der fragwürdige Charaktere wie Wladimir Putin und Recep Tayyip Erdogan nur selten eine Gelegenheit verpassen, die EU zu unterminieren und gegen sie zu arbeiten. Aus diesem Grund müssen Europas Bürgerliche hoffen, dass sich die CDU um ihre neue Vorsitzende sammelt.“

„Aftenposten“ (Norwegen): „Nachdem die Wahl in vielerlei Hinsicht zwischen Kontinuität und Aufbruch stand, ist es nicht beruhigend, mit einer Marge von 52 zu 48 Prozent zu gewinnen. Fast die Hälfte der Partei will einen völlig anderen Führungstyp als Merkel. Die Frage ist, ob die neue Vorsitzende von Deutschlands konservativer Volkspartei den Anschub geben kann, den die Partei nach all den Jahren mit Merkel braucht. Ich bezweifle das, obwohl Kramp-Karrenbauer eine sympathische Führungspersönlichkeit mit bedeutender Regierungserfahrung ist, wenn auch aus einem sehr kleinen Bundesland.“ (Tsp, dpa)

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