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Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow und der Papst wollten sich eigentlich am Donnerstag treffen.

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Update

Privataudienz im Vatikan: Der Papst hat Fieber, Bodo Ramelow muss warten

Thüringens Landeschef Bodo Ramelow wollte den Papst besuchen. Doch der ist nun erkrankt. Der Linkspolitiker wird für seinen Rom-Besuch kritisiert.

Für den Thüringer CDU-Bundestagsabgeordneten Tankred Schipanski verhält sich Bodo Ramelow „scheinheilig“. Auf der einen Seite stelle sich der Thüringer Ministerpräsident als frommer Christ dar, wenn er etwa bei der Wiedereröffnung des Luther-Hauses in Eisenach die Gäste als „Brüder und Schwestern“ begrüße. Auf der anderen Seite habe es in der Linkspartei bisher „keine Aufarbeitung der Christenverfolgung in der DDR“ gegeben. Es ist kein Zufall, dass Schipanski ausgerechnet jetzt Ramelow attackiert.

Der Linken-Ministerpräsident wollte an diesem Donnerstag von Papst Franziskus bei einer Privataudienz im Vatikan empfangen. Doch Franziskus musste seine Audienzen wegen einer Fiebererkrankung absagen, wie Vatikansprecher Federico Lombardi bekanntgab. Die Privataudienz mit Ramelow soll nun am Freitag stattfinden. Damit geht ein lang gehegter Wunsch des 60-jährigen Protestanten zunächst nicht in Erfüllung. Ramelow kann als so etwas wie der Vorzeige-Christ unter den ansonsten meist atheistischen Genossen gelten. Er lebt seinen Glauben durchaus öffentlich.

Er heiratete kirchlich, auf seinem Schreibtisch soll eine Bibel liegen, voriges Jahr predigte er bei einem Gottesdienst im Thüringer Wald. Doch nach Ansicht von Schipanski werden die Kirchen von der Linken instrumentalisiert. Nur wenn diese nützten, hofiere man sie. So wirbt aktuell die Linke in Rheinland-Pfalz auf einem Wahlplakat mit Papst Franziskus – eine unzulässige Vereinnahmung, findet das Bistum Speyer.

Laut Schipanski will die Bundes-Linke nicht nur Kirchensteuer und Militärseelsorge abschaffen, sondern auch die Staatsleistungen an die Kirchen. In der Thüringer Landespartei verlange die „Arbeitsgemeinschaft Laizismus“, die theologischen Fakultäten an den Hochschulen zu schließen. Zudem dürfe der öffentlich-rechtliche Rundfunk „kein Kirchenfunk“ sein.

Offene Kritik an Ramelow

Die Kritiker lassen Ramelow vor allem mit Blick auf die DDR nicht einfach einen frommen Mann sein. Sie halten ihm vielmehr vor, wie rabiat die SED als Vorgängerpartei der Linken mit Christen umgesprungen sei. In einem Offenen Brief schreibt Gerhard Sammet, viele Jahre Pfarrer der katholischen Kirche St. Josef im thüringischen Ilmenau, nach dem Zweiten Weltkrieg hätten in der sowjetischen Besatzungszone 95 Prozent der Einwohner einer der beiden großen Kirchen angehört. Heute seien es in den ostdeutschen Bundesländern nur noch 20 Prozent.

Dazwischen lag das, was Sammet und Schipanski als „Christenfeindlichkeit“ oder auch „Christenverfolgung“ in der DDR bezeichnen. So berichtet der katholische Pfarrer von einem Schüler, der trotz Bestleistungen nicht zum Abitur zugelassen wurde – weil er Christ war. Für tausende junge Christen habe es in der DDR „unausgesprochene Berufsverbote“ gegeben, etwa für Polizei und Justiz.

Ramelow spreche zwar ständig davon, wie viel ihm sein Glaube bedeute, heißt es in dem Offenen Brief. Aber „noch nie“ habe er „in der Öffentlichkeit ein Wort darüber verloren oder sich zu dem Unrecht bekannt, welches seine Vorgängerpartei den Christen und ihren Familien in der DDR-Zeit angetan hat“. Schipanski fordert vor Ramelows Besuch beim Papst: „Er sollte diese Reise zum Anlass nehmen, die Aufarbeitung des Unrechts an Christen in der DDR endlich zu beginnen und sich zu entschuldigen“. Geschichtspolitisch steht die Thüringer Koalition aus Linke, SPD und Grünen ohnehin unter verschärfter Beobachtung. Schließlich führten die SED-Nachfolger bis dahin noch in keinem Bundesland die Regierung.

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