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Im Schatten. Mit dem G36 fingen die Probleme an - doch es gibt noch weitere in der Bundeswehr.

© dpa

Probleme mit Bundeswehr-Waffen: Das G36 ist nicht allein

Nicht nur das G36 bereitet der Bundeswehr Sorgen. Auch bei anderen Waffen wie dem Maschinengewehr MG3 gab es schwere Pannen. "Die Soldaten haben teilweise sogar Angst vor ihren eigenen Waffen", sagt ein Offizier.

In der Bundeswehr gibt es offensichtlich nicht nur Probleme mit der Treffsicherheit des Sturmgewehrs G36. Auch andere Waffen erwiesen sich als unzuverlässig oder wurden schlicht entsorgt. So hat die Bundeswehr größere Sorgen mit dem langgedienten Maschinengewehr des Typs MG 3. Nicht nur die Infanterie benutzte diese Maschinengewehre, vor allem dienten sie als Bordwaffen für Panzer, Schützenpanzer und Lkw.

Von den einst 139 000 Gewehren, so stellten auf einer Tagung im April 2010 die „Nutzungsleiter Handwaffen“ fest, seien nur noch wenig mehr als 10 000 Stück in der Truppe vorhanden. Insider aus der Waffenbewirtschaftung der Bundeswehr berichten, dass die Bundeswehr mehr als 70 000 Stück dieser Waffen aufgrund der Abrüstungsbestimmungen vernichten ließ, darunter Neuwaffen aus der Verteidigungsreserve. Gleichzeitig monierten Wehrbeauftragter und Truppe eine immer komplizierter werdende Versorgungslage mit diesen Waffen. Ein interner Bericht aus dem Jahr 2011 stellte fest, dass in einem Jägerbataillon von ursprünglich vorgesehenen 109 Maschinengewehren noch gerade zwölf MG3 überhaupt einsatzfähig gewesen seien. Der Grund: Rissbildungen in den Blechgehäusen. Neue Gehäuse allerdings ließen sich nur schwer beschaffen. Auf dem Weltmarkt bot die Waffen lediglich das Unternehmen POF in Pakistan an.

Gleichzeitig startete das Verteidigungsministerium eine Ausschreibung für ein neues Maschinengewehr und erklärte die Nutzungsdauer des MG3 für beendet. Für etwa 200 Millionen Euro erhielt die Firma Heckler & Koch, die auch das Sturmgewehr G36 herstellt, den Zuschlag für das Maschinengewehr MG5.

Ein weiteres Sorgenkind der Bundeswehr ist die Pistole P8, die durch das verbesserte Nachfolgemodell P8 A1 ersetzt wurde. Nur mit umfangreichen technischen Änderungen konnten die Dienstpistolen der verwendeten Munition angepasst werden. Regelmäßig traten massive Schäden an den Pistolen auf. Ein Offizier der Infanterieschule in Hammelburg sagte dem Tagesspiegel: „Wir müssen inzwischen beim Schießen extrem vorsichtig sein, und die Soldaten haben teilweise sogar Angst vor ihren Waffen bekommen.“ Obwohl die Probleme bereits bei der Tagung der „Nutzungsleiter Handwaffen“ im April 2010 diskutiert wurden, schickte das Verteidigungsministerium Soldaten weiter mit dieser Waffen-Munition-Kombination in den Einsatz.

Beim Scharfschützengewehr G22 gibt es Probleme

Auch beim Scharfschützengewehr G22 gab es offensichtlich Probleme. Grund ist die geringe Lebensdauer der Originalläufe. Bei der Ersatzbeschaffung soll es nach internen Mails aus dem Verteidigungsministerium Schwierigkeiten gegeben haben: Bereits am 9. Dezember 2011 wurde festgestellt, dass die vorgesehenen Ersatzläufe eines anderen Herstellers eine fehlerhafte Innengeometrie aufgewiesen haben sollen und somit nun ein Ersatz des Ersatzes notwendig wurde. Grund für das Durcheinander war, dass man schlicht vergessen hatte, technische Lieferbedingungen festzulegen. Und beim gerade erst in die Bundeswehr eingeführten Präzisionsgewehr G28 mangelt es an Munition. Interner Schriftverkehr zwischen dem Verteidigungsministerium und Heckler & Koch vom November 2011 belegt zudem, dass diese gravierenden Missstände in der Verantwortung der Hardthöhe liegen. So wurde das System des Qualitätsmanagements der Bundeswehr offen als „unzeitgemäß“ dargestellt.

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