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US-Präsident Donald Trump und UN-Generalsekretär Antonio Guterres im Weißen Haus.

© Evan Vucci/AP/dpa

Proklamation des US-Präsidenten: Trump macht den 24. Oktober zum Uno-Tag

Was zuerst wie ein Scherz klingt, hat vielleicht tieferen Sinn - und regt zum Nachdenken an, wer die Ursprungsidee der UN noch verteidigt. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Christoph von Marschall

Soll das ein Witz sein? Donald Trump proklamiert den 24. Oktober zum Tag der Vereinten Nationen und weist die Gouverneure der 50 US-Bundesstaaten an, diesen Ehrentag mit passenden Zeremonien zu begehen.

Trump hat jahrelang über die UN gespottet. Jetzt ehrt er sie

Gewiss, der 24. Oktober ist auch anderswo der Tag der UN. Aber in den USA unter diesem Präsidenten? Trump hat seit Jahren über die UN gespottet und vor wenigen Tagen verfügt, dass die USA aus der Unterorganisation Unesco austreten, weil die sich so anti-Israel und pro-Palästina gebärde.

Und jetzt gewährt er den Vereinten Nationen diese Ehrung, per Dekret. Wie er ja auch schon der Generalversammlung im September die Aufwartung machte - und das gleich mehrere Tage. Vor wenigen Tagen empfing er zudem UN-Generalsekretär Guterres im Weißen Haus.

Dieser Präsident ist nicht der einzige Feind der Uno

Vielleicht erfasst das simple Etikett von Trump als UN-Verächter nicht die ganze Wahrheit. Vielleicht ist dieses Verhältnis komplizierter. Es gibt nun wahrlich keinen Grund, Trump umgekehrt als verkannten Freund der Vereinten Nationen zu stilisieren. Sein Umgang mit der Uno ist falsch. Und schädlich. Aber er ist gewiss nicht ihr Haupt-Totengräber. Zu denen, die den UN Schaden zufügen, gehören auch jene, die sich als Freunde und Bewunderer ausgeben, die Institution aber aushöhlen, indem sie deren Grundwerte verraten.

Der Iran kümmert sich um Frauenrechte, Nordkorea um Abrüstung

Die real existierenden Vereinten Nationen waren in den sieben Jahrzehnten ihrer Geschichte oft ein Hohn der Ideale, die sie verkörpern sollen. Libyen erhielt 2003 den Vorsitz der Menschenrechtskommission. Der Iran leitete 2011 die Arbeitsgruppe zum Schutz von Frauenrechten. Nordkorea bekam 2011 den Vorsitz in der Abrüstungskommission. Alles keine erfundenen Beispiel, auch wenn sie sich wie Realsatire anhören.

Vielleicht liegt Trump also nicht ganz falsch mit seiner Kritik. Die UN sind nicht besser als der Querschnitt ihrer 194 Mitglieder. Nur rund ein Drittel davon sind Demokratien und Rechtsstaaten.

Wer bewahrt die UN vor ihren Verirrungen und verteidigt ihre Ideale?

Wenn Trump den 24. Oktober als Tag der Vereinten Nationen feiern lässt, ist das keineswegs nur ein Grund, über ihn zu spotten. Es sollte für die Trump-Spötter ein Anstoß zum Nachdenken sein, was sie tun sollten, um die Ursprungsidee und die Ideale der UN zu verteidigen.

Christoph von Marschall ist erster Helmut-Schmidt-Fellow der ZEIT-Stiftung und des German Marshall Fund of the United States (GMFUS) und arbeitet derzeit in Washington an einer Studie über die Zukunft der Transatlantischen Beziehungen.

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