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Politik: Prominente beraten den Kanzler in einer schwierigen Lage

Die Regierung von Gerhard Schröder ist in Schwierigkeiten. Für seinen Sparkurs findet der Bundeskanzler bei den Wählerinnen und Wählern kaum Zustimmung.

Die Regierung von Gerhard Schröder ist in Schwierigkeiten. Für seinen Sparkurs findet der Bundeskanzler bei den Wählerinnen und Wählern kaum Zustimmung. Das Hauptargument gegen ihn lautet, er missachte die soziale Gerechtigkeit. Was kann er jetzt noch tun, um Erfolg zu haben? Kann und soll er überhaupt noch Erfolg haben?

HEUTE: Diedrich Diedrichsen

Was kann Gerhard Schröder jetzt noch tun? Wohin soll er gehen? Nun, Joschka Fischer sagt von sich, er habe einen langen Lauf zu sich selbst hinter sich, jetzt, wo er nur noch Obst esse und laufe, sei er bei sich selbst angekommen - obwohl er merkwürdigerweise noch weiter läuft. Er ist damit sehr erfolgreich, die Leute scheinen sein lederneres Obst-Selbst der älteren Gourmet-Persona vorzuziehen. Nun ja.

Auch Gerhard Schröder ist angekommen, auch er wollte immer dahin ("da rein!"), wo er jetzt ist. Vielleicht ist das aber kein Endpunkt, sondern ein Ausgangspunkt: ein Ausgangspunkt auch für mich zu denken, was ich fast undenkbar finde - dem unsympathischen Macho-Darsteller, Auto-Kanzler, der die einmalige Chance so hochgradig versuppt hat, in einem hochindustrialisierten Erste-Welt-Land einmal eine andere Politik als die des BDI-Chefs Olaf Henkel zu machen, einen Vorschlag zu machen.

Ihm GERECHTIGKEIT widerfahren zu lassen, ihm einen Rat zu geben, ihm anzuvertrauen, was ihn noch retten könnte? Ich tue es trotz alle dem, es ist ja eh nur eine Journalisten-Idee, dass Auto-Kanzler einen freien Willen hätten, der Ratschläge anhört, prüft und umsetzt. Also: einmal im Leben Politik gegen den BDI-Chef machen, vielleicht auch eine Therapie besuchen, wie man die Angst vor ihm verliert (Dartpfeile werfen auf Henkel-Puppen?).

Aber vor allem und vielleicht der Schlüssel zu allem: von sich selbst wegrennen, aufbrechen und abhauen und das Selbst, bei dem er angekommen ist, im Stich lassen, ein Anderer werden, ein NICHTSCHRÖDER, ein FUSSGÄNGERKANZLER - oder wenigstens ein Sozialdemokrat, damit wäre schon viel gewonnen.

Der Autor ist Schriftsteller, Pop-Theoretiker und Kulturkritiker.

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