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Prozess: Mutmaßliche Sauerland-Terroristen angeklagt

September 2007 - es ist der größte Polizeieinsatz unter der Führung des Bundeskriminalamtes: Drei mutmaßliche Mitglieder einer Terrorzelle werden im Sauerland verhaftet. Sie sollen Autobomben-Anschläge in Deutschland geplant haben. Jetzt wird die Anklage erhoben.

Knapp ein Jahr nach der Verhaftung von drei mutmaßlichen islamischen Terroristen im Sauerland hat die Bundesanwaltschaft am Dienstag Anklage erhoben. Ihnen wird nach früheren Angaben der Karlsruher Anklagebehörde unter anderem die Mitgliedschaft in einer in- sowie ausländischen terroristischen Vereinigung vorgeworfen. Der Prozess gegen Fritz G. (29), Daniel S. (22) und den Türken Adem Y. (29) soll vor dem Oberlandesgericht Düsseldorf stattfinden, teilte ein Sprecher mit.

Daniel S. muss sich zudem wegen versuchten Mordes an einem Polizisten verantworten, weil er bei seiner Festnahme Anfang September auf einen Beamten des Bundeskriminalamts (BKA) geschossen hatte. Nähere Angaben zum Inhalt der Anklage machte der Sprecher der Bundesanwaltschaft nicht.

Sprengkraft von mehr als 400 Kilo TNT

Die beiden zum Islam konvertierten Deutschen und der Türke sollen der international operierenden "Islamischen Dschihad Union" angehören und Bombenanschläge in Deutschland geplant haben. Der Festnahme war der bislang größte Polizeieinsatz unter Regie des Bundeskriminalamts vorausgegangen.

Zum Mischen von Sprengstoff hatte sich das Trio den Erkenntnissen zufolge zwölf Fässer mit Wasserstoffperoxid beschafft. Dieses hatten die Fahnder zum Zeitpunkt der Festnahme bereits heimlich gegen eine verdünnte Substanz ausgetauscht. Aus den mit Wasserstoffperoxid gefüllten Fässern hätten sich einem früheren Haftbeschluss zufolge 550 Kilogramm produzieren lassen, mit einer Sprengkraft von mehr als 400 Kilo TNT. Entsprechende Zünder sollen sich die drei aus der Türkei besorgt haben.

Plan: Sprengstoff beladene Mietfahrzeuge vor Flughäfen und Diskotheken

Mit der Festnahme waren die Ermittler nach eigenen Angaben den mutmaßlichen Bombenbauern nur knapp zuvorgekommen. Nach früheren Angaben des Bundesgerichtshofs (BGH) sollten damals die Anschläge "in naher Zukunft" begangen werden. Die Ermittler gehen davon aus, dass mehrere mit Sprengstoff beladene Mietfahrzeuge vor Flughäfen sowie vor Diskotheken und Pubs mit vorwiegend US-amerikanischem Publikum gezündet werden sollten.

Die Anschläge sollen von der im pakistanisch-afghanischen Grenzland agierenden "Islamischen Dschihad Union" gesteuert worden sein. Der BGH geht bislang davon aus, dass das Trio dieser aus Usbekistan stammenden Terrorgruppe angehört. Zuvor hatte das oberste deutsche Strafgericht in Karlsruhe von einer "schon jetzt relativ klaren Beweislage" gesprochen.

Nach Berichten der Magazine "Der Spiegel" und "Focus" sind die in Autos und Wohnungen abgehörten Gespräche wichtiger Teil der Anklage. Demnach beschloss der Ulmer Fritz G., den die Bundesanwaltschaft als "Rädelsführer" bezeichnet, vor fünf Jahren, in den "Heiligen Krieg" zu ziehen. Ursprünglich suchten die jungen Männer den Aufzeichnungen zufolge in Afghanistan den "Märtyrertod". Ihre "Kommandeure" hätten jedoch andere Pläne verfolgt und das Trio im Herbst 2006 mit einem klar definierten Auftrag nach Hause geschickt: Deutschland mit Anschlägen anzugreifen. (dw/dpa/ddp)

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