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Prozess: Zeitgewinn für Chodorkowski

Der russische Kreml-Kritiker und frühere Ölmagnat Michail Chodorkowski hat in seinem Revisionsverfahren erneut eine Vertagung und damit einen wichtigen Zeitgewinn erreicht.

Moskau (20.09.2005, 13:41 Uhr) - Das Moskauer Stadtgericht vertagte sich am Dienstag um zwei weitere Tage, weil erneut kein Verteidiger Chodorkowskis an der Verhandlung teilnehmen konnte.

Am Mittwoch läuft die zehnjährige Verjährungsfrist beim wichtigsten Anklagepunkt gegen den früheren Eigner des Ölkonzerns Yukos ab. Wegen der illegalen Aneignung eines Düngemittel- Forschungsinstituts hatte die erste Instanz im Mai sieben der insgesamt neun Jahre Haft gegen Chodorkowski verhängt. Chodorkowski und sein Kompagnon Platon Lebedew wollen in der Revision eine vollständige Aufhebung des Urteils wegen Formfehlern erreichen.

Chodorkowski erklärte vor Gericht, die von ihm beauftragten Anwälte Genrich Padwa oder Juri Schmidt könnten frühestens ab Donnerstag an dem Verfahren teilnehmen. Die Richter drohten damit, dem Angeklagten ab Donnerstag zwangsweise einen Anwalt beizugeben. Padwa hatte die ersten Verhandlungstage wegen Krankheit versäumt.

Durch die Verzögerungen ist das Urteil gegen Chodorkowski weiterhin nicht rechtskräftig. Dies lässt ihm auch die Möglichkeit, bei einer Nachwahl zum russischen Parlament zu kandidieren. Allerdings haben mittlerweile sechs weitere Untersuchungshäftlinge eine Kandidatur in dem Moskauer Wahlkreis angekündigt, darunter ein mutmaßlicher Vergewaltiger. Unterstützer Chodorkowskis werteten dies als abgestimmte Aktion des Kremls, um ihn zu diskreditieren. (tso/dpa)

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