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Die freigelassenen Pussy-Riot-Mitglieder Nadeschda Tolokonnikowa und Maria Alechina am Freitag bei einer Pressekonferenz in Moskau.

© dpa

Pussy-Riot-Mitglieder wollen weitermachen: Der Punk geht weiter

Von Läuterung und Bußfertigkeit sind Nadeschda Tolokonnikowa und Maria Aljochina weit entfernt. Auf ihrer ersten Pressekonferenz nach ihrer Freilassungen zeigen sich die Musikerinnen kämpferisch.

Dabei erwarten der Kreml und die russisch-orthodoxe Kirche doch genau das von den Pussy-Riot-Aktivistinnen, Läuterung und Bußfertigkeit. Sie hatten im März 2012 in einer Moskauer Kirche per Punk-Gebet die Vertreibung von Präsident Wladimir Putin ersucht – und dafür trotz weltweiter Proteste zwei Jahre Lagerhaft kassierten.

Kaum sind die beiden durch die Amnestie zum 20. Jahrestag der Verfassung freigekommen, machen sie gleich bei ihrer ersten Pressekonferenz am Freitag weiter mit ihrer Kampagne. „Das Schrecklichste im Putinschen Russland ist, dass man nicht reden darf und nicht gehört wird“, sagt die 24-jährige Tolokonnikowa. Außerdem betont sie, dass Putins Vertreibung von der Macht nach wie vor auf ihrer Agenda stünde: „Wir wollen weiter tun, wofür sie uns inhaftiert haben. Wir wollen ihn weiterhin vertreiben.“ Außerdem wollen sie und ihre Bandkollegin die Kandidatur des von Putin begnadigten kremlkritischen Oligarchen Michail Chodorkowski bei den nächsten Präsidentenwahlen 2018 unterstützen. Nebensächlich, dass der sich nach eigenen Angaben gar nicht politisch betätigen möchte.

Engagieren wollen sich die Frauen von Pussy Riot zwar weiter, eine derart spektakuläre Kremlkritik wie das Punkgebet in der Kirche, das zu ihrer Haft führte, planen sie derzeit aber nicht. Nach ihren bitteren Erfahrungen hinter Gittern sei es zunächst wichtiger, sich für einen humaneren Strafvollzug im Riesenreich einzusetzen, sagen sie auf der Pressekonferenz am Freitag. Die beiden Mütter kleiner Kinder bleiben die ganze Zeit relativ ruhig, demonstrativ betonen sie, dass die Haft sie nicht gebrochen habe. Gegen die Methoden vorgehen wollen sie trotzdem: Die Punkrockerinnen kündigen an, sich für die Verbesserung der Haftbedingungen in russischen Gefängnissen einzusetzen. Tolokonnikowa war im Herbst schon wegen 16-stündiger Arbeitstage an der Nähmaschine, schlechten Essens und Willkür der Vollzugsbeamten in den Hungerstreik getreten. „In Russlands Straflagern gibt es Menschen, die sich am Rande des Todes befinden“, sagt Aljochina. Und dass ganz Russland ein „einziges Straflager“ sei.

Nach offiziellen Angaben ist die Zahl der Häftlinge mit derzeit weniger als 600 000 geringer als jemals nach dem Ende der Sowjetunion 1991. Moskau leugnet allerdings mit Vehemenz, dass es politische Häftlinge gibt. Liberale und Menschenrechtsgruppen im In- und Ausland sehen das anders.

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