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Politik: Putschisten stürzen Regierung in Zentralafrika

Früherer Armeechef setzt Präsident Patassé ab und löst Parlament auf / Nigeria fordert Eingreifen der internationalen Gemeinschaft

Nairobi. In der Zentralafrikanischen Republik hat der ehemalige Armeechef Francois Bozizé nach einem Putsch die Macht übernommen. Der neue Machthaber löste am Montag das Parlament auf und setzte die Verfassung außer Kraft. Im staatlichen Rundfunk kündigte der Anführer des Staatsstreichs gegen Präsident Ange-Felix Patassé am Sonntagabend demokratische Neuwahlen zu einem unbestimmten Zeitpunkt an. Französische Soldaten brachten 80 Menschen aus der Hauptstadt Bangui, darunter 60 französische Staatsbürger, in Sicherheit.

Die Rebellen hatten am Samstag das Parlament und den internationalen Flughafen von Bangui gestürmt. Mindestens acht Menschen waren dabei ums Leben gekommen. Staatschef Patassé befand sich zum Zeitpunkt der Rebellion bei einem regionalen Gipfel in Niger und suchte Zuflucht in Kamerun. Die Aufrührer verhängten eine nächtliche Ausgangssperre über Bangui.

Am Montag herrschte in Bangui nach Berichten von Augenzeugen angespannte Ruhe. Vereinzelt fielen in der Stadt mit 500 000 Einwohnern Schüsse. Bozizés Anhänger patroullierten durch die Straßen. Zahlreiche Regierungsgebäude und Privathäuser, darunter auch das von Patassé, seien geplündert worden.

Der amtierende Vorsitzende der Afrikanischen Union, Südafrikas Präsident Thabo Mbeki, verurteilte den Putsch. „Der afrikanische Kontinent wird niemals einen gegen die Verfassung gerichteten Machtwechsel dulden, woher er auch kommen mag", erklärte Mbeki. Auch Nigers Präsident Mamadou Tandja, Vorsitzender der Wirtschaftsgemeinschaft der Sahel- und Sahara-Staaten, kritisierte den Sturz „legal gewählter Autoritäten" und forderte die internationale Gemeinschaft auf, einzuschreiten.

Der neue Machthaber sprach in einer Radioansprache am Sonntag von einer „zeitweisen Aussetzung des demokratischen Prozesses". In den zehn Jahren unter Patassé sei das Volk verachtet worden, meinte Bozizé. Die Verwaltungen seien zur „Müllkippe der Familien des Regimes" verkommen, die Krankenhäuser seien „Sterbeanstalten" geworden, die Schulen eine „Schande der Nation" und die Armee sei ein „Schatten ihrer selbst."

Der frühere Armeechef Bozizé war 2001 nach einer angeblichen Verschwörung von Patassé entlassen worden und hatte sich mit einer Miliz gegen den Präsidenten gewandt. Dabei operierte er zeitweise vom Tschad und von Frankreich aus. Nur mit Hilfe libyscher Soldaten und kongolesischer Rebellen hatte sich Patassé in den letzten Jahren an der Macht halten können. In seiner eigenen Armee verlor er zunehmend an Rückhalt – auch weil die Soldaten keinen Sold mehr erhielten.

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