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Frankreichs Wirtschaftsminister Bruno Le Maire.

© Eric Piermont/AFP

Rabattschlachten in Frankreich: Rien ne va plus

In Frankreich kam es zu Tumulten, weil eine Supermarktkette eine extrem verbilligte Nutella-Schokocreme im Angebot hatte. Wirtschaftsminister Bruno Le Maire will solche Rabattschlachten künftig nicht mehr sehen.

Als sich Frankreichs Wirtschaftsminister Bruno Le Maire am Mittwochmorgen im Radiosender RTL den Fragen der Moderatorin stellte, ging es erst einmal um ein Thema, das in den Augen der Regierung keinen süßen Beigeschmack hat. In der vergangenen Woche war es in mehreren Supermärkten der Kette Intermarché zu Tumulten gekommen, nachdem dort Nutella-Schokocreme mit einem Nachlass von 70 Prozent angeboten wurde. Weil ein 950-Gramm-Glas 1,41 Euro kostete statt der üblichen 4,70 Euro, rissen sich die Kunden die Nuss-Nougat-Creme in einigen Märkten regelrecht aus den Händen, mehrere Personen wurden leicht verletzt. Le Maire erklärte, er habe den Chef der Supermarktkette einbestellt und ihm erklärt, dass sich solche Rabattschlachten nicht wiederholen dürften.

Macron hat einen Wegfall der Sozialabgaben auf Überstunden versprochen

Eigentlich hat Le Maire in diesen Tagen eher positive Nachrichten zu verkünden. Frankreichs Wirtschaft ist im vergangenen Jahr so stark gewachsen wie seit 2011 nicht mehr. Aber die Ausschreitungen rund um die Rabattaktion bei Intermarché werfen die Frage auf, ob die Regierung genug tut, um gerade die Kaufkraft von Geringverdienern zu verbessern. Wenn sich am Monatsende die Leute um einen extrem verbilligten Brotaufstrich prügeln, muss etwas im Argen liegen. Zumal es auch in dieser Woche bei der Öffnung eines Intermarché-Supermarktes in Metz zu Rangeleien kam. Dort wurden Windeln der Marke Pampers mit einem Nachlass von bis zu 70 Prozent angeboten.

Am Mittwoch versuchte Le Maire den Run auf die verbilligten Markenartikel zunächst mit den Worten herunterzuspielen, dass sich doch auch die Kunden in Luxusgeschäften ganz ähnlich verhielten, wenn dort etwas günstiger angeboten werde. Möglicherweise dachte Le Maire dabei an Label wie Gucci oder Versace, bemerkte dann aber, dass damit die Frage der fehlenden Kaufkraft in vielen Haushalten abseits der französischen Metropolen noch nicht beantwortet war. Also erinnerte der Minister an das Versprechen des Präsidenten Emmanuel Macron, dass auf Überstunden künftig keine Sozialabgaben mehr entrichtet werden sollen. So soll am Monatsende mehr Netto im Geldbeutel bleiben.

Le Maire kennt sich in Frankreichs Provinz aus

Dass Le Maire nicht als Erstes an die Geringverdiener denkt, mag auch mit dem Werdegang des Absolventen der Elitehochschule Ecole normale supérieure zusammenhängen. Dabei kennt sich der 48-Jährige in der französischen Provinz eigentlich sehr gut aus. Dem früherem Präsidenten Nicolas Sarkozy diente er als Landwirtschaftsminister.

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