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Politik: Rätseln über Täter und Opfer - arbeiteten Geiseln und Kidnapper zusammen?

Nach dem unblutigen Ende des Entführungsdramas auf dem Londoner Flughafen Standsted hat die britische Polizei 21 mutmaßliche Täter festgenommen. Dazu gehören offenbar auch einige Passagiere, die mit den Luftpiraten zusammengearbeitet haben sollen.

Nach dem unblutigen Ende des Entführungsdramas auf dem Londoner Flughafen Standsted hat die britische Polizei 21 mutmaßliche Täter festgenommen. Dazu gehören offenbar auch einige Passagiere, die mit den Luftpiraten zusammengearbeitet haben sollen. Nach vier Tagen hatten sich die Entführer am Donnerstagmorgen ergeben und alle 151 Geiseln aus der Boeing 727 der afghanischen Fluggesellschaft Ariana freigelassen.

60 Flugzeuginsassen beantragten sofort Asyl für sich und insgesamt 14 Familienmitglieder. Der britische Innenminister Jack Straw kündigte an, er werde alle Insassen so schnell wie möglich abschieben. "Ich bin entschlossen, jedermann deutlich zu machen, dass sich Flugzeugentführungen nicht auszahlen", sagte er im Parlament. Im Fall einer Auslieferung bekämen die Täter wohl die volle Härte der Scharia, der von den Taliban-Milizen angewandten islamischen Gesetzgebung, zu spüren.

Nach Recherchen der britischen Presse ist etwa ein Drittel der Passagiere mit den Kidnappern verwandt. Zusammen hätten sie die Entführung von langer Hand geplant. Der Pilot, der sich am Dienstagabend aus dem Cockpit abgeseilt hatte, berichtete demzufolge von einem sehr vertrauten Umgang zwischen Entführern und Passagieren. Sie hätten zusammen gegessen, gelacht und geplaudert. Als Hochzeitsgesellschaft getarnt, sei die "Großfamilie" mit Kisten und Koffern für ein neues Leben im Westen an Bord der Maschine gegangen. Einige Frauen hätten die Waffen der Entführer unter ihren Gewändern in die Maschine geschmuggelt. Wegen fehlender Metalldetektoren in Kabul war dies nicht bemerkt worden.

Die Polizei versicherte, dass niemandem an Bord Asyl versprochen worden sei. Weitere Festnahmen wurden nicht ausgeschlossen. An Waffen stellte die Polizei unter anderem Pistolen, Messer und Handgranaten sicher. Der afghanische Taliban-Führer Mullah Mohammad Omar forderte die Rückkehr der befreiten Geiseln. Mit den Entführern könnten die Briten dagegen machen, was sie wollten. Die fundamentalistisch-islamische Führung in Kabul hatte Verhandlungen mit den Luftpiraten abgelehnt.

Die am Sonntag auf einem Inlandsflug in Afghanistan entführte dreistrahlige Boeing 727 war am Montagmorgen nach einem Irrflug über Usbekistan, Kasachstan und Moskau in Stansted gelandet. Das Ende des Geiseldramas kam am Donnerstagmorgen in Sicht, als die Luftpiraten eine erste Gruppe von 85 Geiseln freiließen, darunter viele Frauen und Kinder.

Zuvor hatten zwei der Entführer die Maschine über die Hecktreppe verlassen und auf dem Rollfeld erstmals direkte Gespräche mit der Polizei geführt. Drei Besatzungsmitglieder trugen nach Angaben der Polizei wesentlich zur Klärung der Situation bei. Auch eine Expertin der UN-Flüchtlingskommission für Asylfragen wurde eingeschaltet.

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