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Räumung: Paris löst Lager für Flüchtlinge auf

Die Polizei hat 278 Personen bei Calais festgenommen, als sie ein inoffizielles Flüchtlingslager auflöste. Die Menschen hatten auf eine Möglichkeit gewartet, heimlich nach England überzusetzen.

Ein starkes Polizeiaufgebot hat am Dienstag bei Calais ein wildes Lager von Migranten aufgelöst. Eine Hundertschaft von Bereitschaftspolizisten drang am Morgen in das nahe dem Fährterminal der nordfranzösischen Hafenstadt gelegene Camp ein, in dem mehrere hundert Flüchtlinge aus Afghanistan, Pakistan, Somalia, Sudan oder Eritrea in der Hoffnung auf eine heimliche Überfahrt nach England ausharrten. Nach Mitteilung der Präfektur des Departements Nord-Pas-de-Calais wurden 278 Personen festgenommen, unter ihnen 132 Minderjährige. Etwa ebenso viele Personen waren nach Schätzung von Hilfsorganisationen vorher untergetaucht.

Die Festgenommenen wurden in Zentren für illegal eingereiste Personen gebracht. Sie haben die Wahl, in Frankreich Asyl zu beantragen oder in ihre Heimatländer zurückzukehren. Wer diese Möglichkeiten ablehne, müsse mit der Abschiebung rechnen, hieß es. Der Abschiebung pflegen die Migranten zumeist jedoch dadurch vorzubeugen, dass sie ihre Papiere vernichten oder ihre Finger verletzen, um Fingerabdrücke zu verhindern. Der Polizei bleibt dann nichts anderes, als sie wieder laufen zu lassen.

Mit der Räumung des Dschungel genannten Camps, das anschließend von Bulldozern plattgemacht wurde, kommt Frankreich einem Wunsch der britischen Regierung nach, die illegale Einwanderung über den Ärmelkanal zu unterbinden. Der französische Minister für Einwanderung, Integration und nationale Identität, Eric Besson, hatte vergangene Woche die Schließung angekündigt. Er begründete die Entscheidung auch damit, dass die wilde Siedlung ein Stützpunkt für Schlepper gewesen sei. Für bis zu 15 000 Euro hätten diese den Migranten „Tickets“ für Unterkunft in dem Lager und die Überfahrt nach England angeboten. „Wir lassen nicht zu, dass Menschenhändler an der Kanalküste das Gesetz machen", sagte Besson. Dass mit der Räumung das Problem gelöst wäre, bezweifeln die Mitarbeiter von Hilfsorganisationen. Sie verweisen auf die Schließung der ehemaligen Werkhalle des Eurotunnels vor sieben Jahren, in der zeitweilig bis zu 2000 Migranten kampiert hatten. Neu eintreffende Migranten bildeten den jetzt aufgelösten Slum in den Dünen. 

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