zum Hauptinhalt
Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland

© Arne Dedert/dpa

Rauswurf von Rabbinerstudent: Zentralratspräsident bestreitet Einflussnahme im Fall Langer

Der Rabbinerstudent Armin Langer hatte dem Präsidenten des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, Rassismus unterstellt. Schuster bestreitet nun eine Einflussnahme auf den Rauswurf Langers.

Von Matthias Meisner

Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, hat nach eigenen Worten keinen Einfluss auf den Rauswurf des angehenden Rabbiners Armin Langer genommen. Schuster erklärte am Donnerstag in der "taz", er bedauere die Eskalation in dem Fall. "Angesichts der Vorwürfe, die im Raum stehen, möchte ich aber betonen, dass ich weder auf die Entscheidung des Abraham-Geiger-Kollegs noch auf die Allgemeine Rabbinerkonferenz in irgendeiner Form Einfluss genommen habe." Das Kolleg befinde selbstständig über seine Rabbiner-Anwärter.

Der Student Langer hatte im November in der „taz“ Schuster Rassismus unterstellt. Langer, der sich für den jüdisch-islamischen Dialog einsetzt, hatte auf ein Interview Schusters reagiert, in dem dieser sich für eine Begrenzung der Flüchtlingszahl ausgesprochen und dabei auch den Begriff "Obergrenze" verwandt hatte. Schuster hatte erklärt, dass viele Flüchtlinge Kulturen entstammten, "in denen der Hass auf Juden und die Intoleranz ein fester Bestandteil ist". Daraufhin unterstellte Langer ihm Rassismus: "Wenn jemand behauptet, dass es Antisemitismus vor allem unter Arabern gibt, ist er entweder dumm und hat schlechte Berater – oder er ist einfach ein Rassist."

Schuster erklärte nun allerdings auch, er könne das Handeln des Kollegs in Bezug auf Armin Langer nachvollziehen. "Es geht mir dabei nicht darum, dass Herr Langer den Zentralrat der Juden und mich persönlich scharf angegriffen hat, sondern darum, dass ein Rabbiner ausgleichend und vermittelnd wirken sollte, anstatt zu polarisieren."

"Das Vertrauensverhältnis ist verletzt"

Langer war nach einer Anhörung von der Liste der Rabbineranwärter des Kollegs an der Universität Potsdam genommen worden. An der Entscheidung hielt das Kolleg trotz einer Entschuldigung Langers fest. Das Geiger-Kolleg, das Teil der einzigen Ausbildungsstätte für liberale Rabbiner in Deutschland ist, begründete sein Vorgehen damit, dass das "Vertrauensverhältnis zu dem Rabbinerkandidaten nachhaltig verletzt" sei.

Der Direktor des Geiger-Kollegs, Werner Homolka, bezog sich bei der Entscheidung auch auf das Votum der Allgemeinen Rabbinerkonferenz. Der Vorsitzender, der Landesrabbiner Henry Brandt, hatte sich im Dezember in einem Brief an Homolka für disziplinarische Schritte gegen Langer ausgesprochen. "Mit der öffentlich vorgetragenen Anschuldigung, der Vorsitzende des Zentralrats Dr. J. Schuster sowie diese gesamte Organisation seien Rassisten, hat er nicht nur dem Abraham-Geiger-Kolleg und vielen von uns, die dessen Lehrer und Absolventen sind, geschadet, sondern auch die Gefühle und den Ruf der gesamten jüdischen Gemeinschaft in diesem Land verletzt." Solch ein Verhalten seitens eines angehenden Rabbinerns sei "für uns in keiner Weise akzeptabel", Langer sei "für die weitere Vorbereitung auf das jüdisch-geistliche Amt nicht geeignet".

Langer selbst bezeichnet siene Wortwahl als "unangemessen"

Langer versicherte im März in einem Interview mit neukoellner.net: "Der Zentralrat der Juden ist keine rassistische Vertretung." Er habe seinen Kommentar im November "in einem höchst emotionalen Zustand verfasst", seine Wortwahl sei "unangemessen" gewesen. "Meine Kernbotschaft halte ich jedoch immer noch für berechtigt. Die Forderung Schusters nach einer Obergrenze mit der Begründung, dass Araber von ihrer Ethnie her antisemitisch sind, halte ich für rassistisch." In Anspielung auf den Pegida-Anführer fügte Langer damals hinzu: "Kein Wunder, dass sich Lutz Bachmann über Schusters Aussagen freute."

Zur Startseite