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Mladic-Razzia

© AFP

Razzia: Serbische Polizei sucht Ex-Armeechef Mladic in Kurort

Auf der Suche nach dem ehemaligen bosnisch-serbischen Militärchef Ratko Mladic hat die serbische Polizei am Freitag den Kurort Arandjelovac durchkämmt. Mladic werden Gräueltaten im Bosnien-Krieg Anfang der 90er Jahre vorgeworfen.

Einer offiziellen Erklärung zufolge hatte die Staatsanwaltschaft die Durchsuchungen in der 70 Kilometer von Belgrad entfernten Stadt Arandjelovac angeordnet. Aus Polizeikreisen hieß es, die Beamten hätten vor allem das Haus eines alten Freundes Mladics durchsucht, der dem mutmaßlichen Kriegsverbrecher möglicherweise Unterschlupf gewährt haben soll. Bei dem Freund handelt es sich laut dem Radiosender B92 um den bosnischen Serben Ljubinko Zlatic. Dieser sagte dem Sender, die Polizei habe seine Handys und Adressbücher beschlagnahmt. Laut B92 wurde niemand festgenommen.

In der vergangenen Woche hatten die serbischen Ermittler die Fahndung nach dem international gesuchten ehemaligen bosnisch-serbischen Armeechefs massiv ausgeweitet. In der Hauptstadt Belgrad war an fünf verschiedenen Einsatzorten gleichzeitig nach Spuren des mutmaßlichen Kriegsverbrechers gesucht worden. Dem für das UN-Kriegsverbrechertribunal zuständigen serbischen Minister Rasim Ljajic zufolge zielten die Razzien vor allem darauf, Dokumente und Spuren zur Ergreifung von Mladic zu finden und nicht ihn selbst. Ziel der Razzien sei es auch, die Geldgeber Mladics aufzuspüren. Zu der neuen Durchsuchung sagte Ljajic, der Hausbesitzer gehöre vermutlich einem Netzwerk an, dass Mladic bei der Flucht helfe.

Mladic, dem Armeechef des bereits gefassten Serbenführers Radovan Karadzic, werden Gräueltaten im Bosnien-Krieg (1992-1995) zur Last gelegt, vor allem der Tod von 8000 Muslimen bei einem Massaker in Srebrenica. Seit der Festnahme Karadzics Ende Juli ist der 66-jährige Mladic der vom UN-Tribunal für Ex-Jugoslawien meistgesuchte mutmaßliche Kriegsverbrecher.

UN-Tribunal noch unzufrieden

Trotz einer punktuell verbesserten Zusammenarbeit Serbiens mit dem UN-Kriegsverbrechertribunal ist der Chefankläger der Vereinten Nationen, Serge Brammertz, nach wie vor nicht zufrieden mit Belgrad. Brammertz kritisierte am Freitag vor dem Weltsicherheitsrat, dass die Verhaftung und Auslieferung der flüchtigen mutmaßlichen Kriegsverbrecher Ratko Mladic und Goran Hadzic noch immer ausstehe.

Brammertz stellte dem 15-köpfigen höchsten Gremium der UN seinen jüngsten Bericht über die Fortschritte des Kriegsverbrechertribunals für das ehemalige Jugoslawien vor. Derzeit müssen sich in Den Haag 26 Angeklagte in sieben Prozessen wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit im jugoslawischen Bürgerkrieg (1992-1995) verantworten. (mhz/AFP/dpa)

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