zum Hauptinhalt
Der Aufsichtsratsvorsitzende des Medienboards, Björn Böhning, widerspricht der Kritik der scheidenden Wirtschaftssenatorin Cornelia Yzer.

© dpa

Reaktionen auf Cornelia Yzers Kritik: „Unbeliebt wie Salzwasser in der Wüste“

Die scheidende Berliner Wirtschaftssenatorin Cornelia Yzer hat Michael Müller vorgeworfen, er verhalte sich unprofessionell im Umgang mit großen Unternehmen. Was antworten die Beteiligten?

Von

Am Tag nach der Wahl war der sonst stets kontrolliert auftretenden Wirtschaftssenatorin Cornelia Yzer (CDU) der Kragen geplatzt. Im Interview mit dem Tagesspiegel sagte sie: „Müller hat null Gespür für Wirtschaft.“ Als Beispiel berichtete sie über Verhandlungen mit der Deutschen Telekom. Timotheus Höttges, Chef des Dax-Konzerns, hatte vor wenigen Wochen eine Absichtserklärung für ein wichtiges Testprojekt zur Erprobung des neuen Mobilfunkstandards 5G unterschrieben. Seit Monaten hatte Yzer dafür gekämpft. Nun berichtete sie: Müller habe das Thema auf den letzten Metern „fast versenkt, weil er nicht in der Lage war, vereinbarte Termine mit Vorstandvorsitzenden großer Unternehmen einzuhalten“. Im Vorfeld habe Müllers Senatskanzlei Termine mit Höttges „dann einfach mal so“ abgesagt. Auch bei der Kooperation mit dem US-Konzern Cisco sei der Umgang der Senatskanzlei mit Investoren „eine Katastrophe“ gewesen.

Die Reaktion des Chefs der Senatskanzlei ließ nicht lange auf sich warten: „Frau (X) Y. ist bei der Berliner Wirtschaft so unbeliebt wie Salzwasser in der Wüste. Und verteilt kräftig Haltungsnoten. Hhmmm“, schrieb Björn Böhning, dem man Ambitionen auf eine Nachfolge als Wirtschaftssenator nachsagt, beim Nachrichtendienst Twitter. In der Regierungspressekonferenz am Dienstag äußerte sich auch der von Yzer direkt angefahrene Müller: „Falls sich Frau Yzer mehr Unterstützung von mir für die Wirtschaftspolitik erhofft hat, nehme ich das zur Kenntnis.“ Es handele sich um „mäßig beachtenswerte Vorwürfe. Aus seiner Sicht habe es zwischen ihm und Yzer eine „gute Rollenverteilung“ gegeben. „Wir haben uns gegenseitig gut ergänzt für einen gemeinsamen wirtschaftspolitischen Kurs“, sagte der wohl auch weiterregierende Bürgermeister – und lobte dann Yzers Engagement als Wirtschaftssenatorin. Die Senatorin hatte bereits vor der Wahl gesagt, dass sie mit Antritt des neuen Senats in die Wirtschaft wechselt.

Yzer wollte sich am Dienstag nicht mehr dazu äußern

Yzer mochte am Dienstag nicht nachlegen. Allerdings sprang ihr Parteifreund und Senatskollege Mario Czaja, noch Sozialsenator, bei. Zumindest ein bisschen: „Von persönlichen Angriffen halte ich wenig. Aber tatsächlich hat der wenig souveräne Stil des Regierenden Bürgermeisters dazu beigetragen, dass der Senat so schlecht dastand.“ So habe die SPD-CDU-Koalition massiv in die Infrastruktur der Stadt investiert, die Erwerbslosenquote sei gesunken. Die Haltung der SPD zum Koalitionspartner erinnere ihn, sagte Czaja, an den Dauerstreit zwischen CSU und CDU.

Die Unternehmen, die Müller fast verprellt haben soll, reagierten sehr reserviert. Man habe keine Kenntnis von beinahe geplatzten Terminen, sagte ein Telekom-Sprecher. Wichtig sei nur, dass die Absichtserklärung unterzeichnet worden sei.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false