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Rebellen haben in Aleppo eine Großoffensive gegen Regierungstruppen gestartet.

© AFP

Update

Rebellen-Offensive in Aleppo: Mit Raketen gegen die Belagerung in Syrien

Hunderttausende Menschen sind im Ostteil Aleppos eingeschlossen. Islamistische Milizen wollen wieder die Blockade des Regimes durchbrechen.

Hunderte Granaten, Raketen und mit Sprengstoff ausgestattete Autos – Rebellengruppen im umkämpften Aleppo haben mit einer Großoffensive begonnen. Das Ziel: Die Aufständischen im Osten der Stadt wollen den von der syrischen Armee vor Monaten errichteten Blockadering durchbrechen. Zu Beginn der Attacke am Freitagmorgen seien Dutzende Geschosse auf die vom Regime kontrollierten westlichen Bezirke abgefeuert worden, teilte die oppositionsnahe Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit. Außerdem hätten die Aufständischen Raketen auf einen Luftwaffenstützpunkt der syrischen Streitkräfte gegeben. Bei den Angriffen sollen auch viele Zivilisten ums Leben gekommen sein.

Laut einem Sprecher der einflussreichen radikalen Ahrar-al-Scham-Miliz sind alle Gruppen des islamistischen Rebellenbündnisses Dschaisch al Fateh (Armee der Eroberung) an der Offensive beteiligt. Ihm gehören unter anderem die Dschihadisten der Fatach-al-Scham- Gruppe an, die bis zu ihrer selbst erklärten Abspaltung vom Terrornetzwerk Al Qaida Nusra-Front hieß. Ein Sprecher der in Aleppo kämpfenden Gruppe Fastakim, Ammar Sakkar, verkündete: „Alle revolutionären Gruppen nehmen ohne Ausnahme an der Schlacht teil.“

Erfolgsaussicht der Rebellen ist gering

Die Schlacht um die nordsyrische Stadt gilt als ein möglicher Wendepunkt im Syrienkrieg. Seit Monaten versuchen Einheiten des Machthabers Baschar al Assad, mit massiver Unterstützung des Iran und Russlands, die einstige Wirtschaftsmetropole vollständig einzunehmen. Regimegegner – vor allem islamistische Kräfte – leisten bisher noch heftigen Widerstand. Allerdings gilt ihre Lage angesichts der militärischen Übermacht, der sie sich gegenübersehen, als weitgehend aussichtslos. Daher ist es auch fraglich, ob es den Milizen jetzt gelingt, die Belagerung zu durchbrechen.

Deren Folgen für die Zivilbevölkerung sind katastrophal. Zum einen hat es in den vergangenen Wochen immer wieder heftige Bombardements mit hunderten Toten gegeben. Dabei kommen auch weltweit geächtete Waffen wie sogenannte Bunkerbrecher, Brand- und Fassbomben zum Einsatz. Zum anderen können die notleidenden Menschen nach wie vor nicht versorgt werden.

Humanitäre Hilfe erreicht die Opfer nicht

Alle Versuche, Hilfslieferungen in den Osten der Stadt zu liefern und Verletzte ebenso wie Kranke in Sicherheit zu bringen, sind bis heute gescheitert. Und das Regime hält offenkundig an der Rückeroberung fest. „Wir werden Aleppo von Terroristen befreien und die Einheit der Stadt wiederherstellen“, sagte Syriens Außenminister Walid al Muallem nach Gesprächen mit seinen Kollegen aus Russland und dem Iran.

Russland will vorerst keine weiteren Luftangriffe auf Aleppo fliegen. Präsident Wladimir Putin wolle mit dem vorläufigen Verzicht auf weitere Bombardements der Bevölkerung und den Aufständischen Gelegenheit geben, die umkämpfte Stadt zu verlassen, sagte sein Sprecher Dmitri Peskow am Freitag vor Journalisten in Moskau. Allerdings behalte man sich das Recht vor, alle zur Verfügung stehenden Mittel einzusetzen, um die syrische Armee zu unterstützen.

In den östlichen Bezirken harren noch 300 000 Frauen, Kinder und Männer aus. UN-Nothilfekoordinator Steven O’Brien bezeichnete Ost-Aleppo jüngst als „Todeszone“. Nach eigenen Angaben haben Russland und Syrien zwar Fluchtkorridore eingerichtet. Doch diese wurden weder von Zivilisten noch von Aufständischen genutzt. Vermutlich misstrauen sie dem Angebot. Andere wurden womöglich an der Flucht gehindert. (mit rtr)

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