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Harte Fans. Zu den Anhängern von Dynamo Dresden, hier ein Auflauf vor einem Spiel des Vereins in Hannover, zählte auch die rechte Hooligan-Truppe "Faust des Ostens".

© Alexander Körner/picture alliance/dpa

Update

Rechte Gewalttäter vor Gericht: Prozess gegen Dresdener Hooligans acht Jahre nach Anklage

Das Oberlandesgericht Dresden verhandelt erst jetzt gegen Hooligans der rechtsextremen Truppe „Faust des Ostens“. Wohl zu spät für harte Strafen.

Von Frank Jansen

Der Name war Programm. „Faust des Ostens“ nannte sich die rechtsextreme Hooligantruppe, die im Stadion von Dynamo Dresden wie auch außerhalb Angst und Schrecken verbreitete.

Die Meute prügelte Fans anderer Fußballvereine und Migranten, brüllte Naziparolen und finanzierte sich mit Diebstählen. Gegründet am 20. April 2010, dem Jahrestag der Geburt von Adolf Hitler, wuchs „Faust des Ostens“ rasch auf eine kritische Größe heran. Sachsens Verfassungsschutz schätzte die Gruppierung im Jahresbericht 2013 auf zeitweise „über 180 Mitglieder“.

Im selben Jahr erhob die Staatsanwaltschaft Dresden Anklage gegen fünf „Faust“-Männer. Im Juni 2012 hatte die Polizei bei einer größeren Razzia zahlreiche Beweismittel sichergestellt, darunter Schlagstöcke, Computer und Anabolika.

Doch erst an diesen Montag begann am Landgericht Dresden der Prozess, und auch nur noch gegen drei Angeklagte. Das Verfahren gegen die beiden anderen wurde eingestellt, einer musste eine Geldstrafe von 1000 Euro zahlen. Doch die Vorwürfe gegen die übrig gebliebenen Angeklagten sind gravierend. Eine Verurteilung zu Haftstrafen ist angesichts der enormen Länge des Verfahrens allerdings wenig wahrscheinlich.

Zwei Angeklagte sollen Rädelsführer gewesen sein

Die Staatsanwaltschaft wirft Felix K. (31), Florian M. (31) und Veit K. (37) die Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung vor. Felix K. und Florian M. sollen als Mitgründer von „Faust des Ostens“ auch Rädelsführer der kriminellen Vereinigung gewesen sein.

Felix K., so steht es in der Anklage, beschrieb „Faust des Ostens“ schon früh als „disziplinierten Haufen von 50 Mann“, der im Stadion „nicht besoffen, sondern motiviert die Bullen im Block wegknallt, wo sich gewisse andere in die Hosen scheißen“.

Im April 2011 sollen Felix K. und Florian M. mit weiteren, knapp 50 „Faust“-Schlägern in der Nähe von zwei Diskotheken in Dresden mit „Sieg Heil“-Rufen Migranten attackiert haben. Drei Opfer wurden verletzt.

Felix K. und Veit K. sollen zudem im Mai 2012, am Feiertag Christi Himmelfahrt, im Dresdener Hauptbahnhof mit weiteren Dynamo-Fans mehrere Anhänger des Vereins Erzgebirge Aue geschlagen haben. Dabei erlitten zwei Opfer Verletzungen. Bei Felix K. kommt hinzu, dass er im Februar und März 2012 in Kaufland-Filialen reichlich Spirituosen gestohlen haben soll, darunter Kartons mit Champagner.

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Hätte der Prozess deutlich früher begonnen, wären die Angeklagten womöglich zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt worden. Die Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung kann mit bis zu fünf Jahren Gefängnis geahndet werden. Doch jetzt kommen die Angeklagten wohl glimpflich davon.

Am Montag zogen sich Richter und Anwälte nach Verlesung der Anklage zu einem „Rechtsgespräch“ zurück. Thema war offenbar, wie der mit 20 Tagen bis Ende Juli angesetzte Prozess abgekürzt werden könnte. Am Nachmittag wurde dann bekannt, dass zunächst keine Verständigung über mögliche "Strafrahmen" für die Angeklagten zu erreichen war.

Dem Sprecher des Landgerichts ist die Dauer des Verfahrens unangenehm. Als 2013 die Anklage erhoben wurde, „hatten wir nur eine Staatsschutzkammer“, sagte Richter Thomas Ziegler am Montag dem Tagesspiegel. Die Richter seien schon damals mit Verfahren enorm belastet gewesen, in denen Angeklagte in Untersuchungshaft saßen. Das war bei „Faust des Ostens“ nicht der Fall. Ziegler betonte, erst 2017 sei am Gericht eine zweite Staatsschutzkammer gebildet worden.

Ein früherer Prozess und ein hartes Urteil hätten vielleicht „Faust“-Hooligans abgehalten, auch nach dem 2013 einsetzenden Niedergang der Gruppe als rechte Schläger aufzutreten. Im Januar 2016 beteiligten sich Ex-„Faust“-Leute am Naziangriff auf den Leipziger Stadtteil Connewitz, eine Hochburg der linken Szene. Etwa 300 Schläger demolierten mit Äxten, Eisenstangen und Knüppeln 23 Läden und fast 20 Autos.

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