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Rechtsextremismus: Kritik an Friedmans Interview mit Neonazi Mahler

Heftige Kritik an Michael Friedman. Nun bekommt er Gegenwind von Leuten die eigentlich auf seiner Seite stehen. Demnach hätte er das Interview mit Horst Mahler schon nach dem ersten Satz beenden müssen. Doch scheinbar ging es nur um die Auflagenhöhe.

Von Frank Jansen

Michel Friedman ist ein streitlustiger Mensch, doch diesmal wenden sich auch seine Sypathisanten gegen ihn. Das umfangreiche Interview, das der ehemalige Vizechef des Zentralrats der Juden für das Magazin "Vanity Fair“ mit dem notorischen Judenhasser Horst Mahler geführt hat, stößt prominenten Nazigegnern unangenehm auf. "Es ist einfach unsäglich und durch nichts zu rechtfertigen, Mahler eine solche Plattform zu bieten“, sagt der Generalsekretär des Zentralrats, Stephan J. Kramer. Er halte "den Abdruck der neonazistischen Ergüsse Mahlers für absolut überflüssig“, ärgert sich Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse und richtet an Friedman "die beunruhigende Frage, warum er sich zum Stichwortgeber für rechtsextreme Thesen macht“. In dem Interview hetzt Mahler auf neun Seiten gegen die Juden, nennt Hitler den "Erlöser des deutschen Volkes“ und behauptet, "die systematische Vernichtung der Juden in Auschwitz, das ist eine Lüge“.

Das Anfang Oktober im Münchner Kempinski-Airport-Hotel geführte Gespräch begann Mahler mit "Heil Hitler, Herr Friedman“. Der Rechtsextremist und ehemalige RAF-Terrorist steht derzeit in Cottbus vor Gericht, weil er Ende 2006 bei Antritt einer neunmonatigen Haftstrafe wegen Volksverhetzung den Hitlergruß gezeigt hatte. Außerdem sind weitere Verfahren gegen Mahler wegen Hassparolen anhängig. Nach dem Interview für "Vanity Fair“ erstattete Friedman eine Strafanzeige gegen den Rechtsextremisten, der seit 2004 seinen Beruf als Anwalt nicht mehr ausüben darf.

"Es ging offenbar nicht um Aufklärung, sondern um Auflage“

Weder die Anzeige noch Friedmans jahrelanges Engagement gegen Rechtsextremismus retten ihn vor Kritik. "Ich verstehe nicht, warum Herr Friedman seinem eigenen Anliegen so schadet“, sagt der Vizevorsitzende der Unionsfraktion, Wolfgang Bosbach. "Zum Nachweis der bekannten Tatsache, dass Mahler Antisemit ist, hätte man das Interview nicht führen müssen“. Bosbach vermutet, "es ging offenbar nicht um Aufklärung, sondern um Auflage“. Bundestagsvizepräsidentin Petra Pau (Linke) spricht von einer "unsäglichen PR-Aktion für eine Zeitschrift“ und betont, nach der Begrüßung mit "Heil Hitler“ hätte Friedman das Interview abbrechen müssen.

Auch andere bekennende Nazigegner wie der Vorsitzende des Bundestagsinnenausschusses, Sebastian Edathy (SPD), und der Abgeordnete Omid Nouripour (Grüne) äußern herbe Kritik. Bei "Vanity Fair“ heißt es, die Reaktionen der Leser seien überwiegend positiv. Friedman selbst war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

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