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Rechtsextremismus: Staatsanwalt in Sachsen-Anhalt wirft Rechtem brutale Tat vor

Ein 20-Jähriger soll einen jungen Mann erstochen haben, um dessen Aussage vor Gericht zu verhindern.

Von Frank Jansen

Die Staatsanwältin verliest aus der Anklage nur wenige Sätze, doch sie reichen zur Beschreibung einer grauenhaften Tat. Der Angeschuldigte habe am Vormittag des 24. August 2008 im Bad seiner Wohnung in Bernburg „mehrere gezielte Stiche mit einem einschneidigen Messer“ in den Oberkörper des Opfers Marcel W. geführt, sagt Marion Bernsmann. Brustkorb und Lunge wurden so schwer verletzt, dass Blutverlust und Atembehinderung unmittelbar zum Tod führten. Das habe der Angeschuldigte „zumindest billigend“ in Kauf genommen. Sie wertet das Verbrechen als Totschlag.

So hat am Montag wieder ein Prozess zu einer Gewalttat eines Rechtsextremisten in Sachsen-Anhalt begonnen, die das Opfer nicht überlebte. Der Angeklagte David B. (20), der im Landgericht Magdeburg mit Glatze erscheint und ungerührt, beinahe schläfrig in den Saal blickt, soll den 18-jährigen Marcel W. erstochen haben, um eine belastende Aussage zu verhindern. Der Kahlkopf habe, hieß es in Sicherheitskreisen, im November 2007 Marcel W. auf offener Straße zusammengeschlagen. David B. musste vor dem Amtsgericht Bernburg erscheinen, Marcel W. sollte als Zeuge vernommen werden. Bevor es dazu kommen konnte, war er tot. Offen bleibt, warum Marcel W. überhaupt noch in B.s Wohnung ging.

Vor der Jugendkammer des Landgerichts Magdeburg sagt David B. zunächst nichts. Sein Anwalt behauptet, Bekannte von David B. hätten nach einer Feier in der Wohnung Marcel W. getötet. Doch ein Zeuge, der mitgetrunken hatte, belastet David B.: der sei mit Marcel W. im Bad gewesen, „dann kam er raus und hatte Blut an den Händen“.

Der Fall ist eines von drei möglicherweise rechtsextrem motivierten Tötungsverbrechen aus dem August 2008 in Sachsen-Anhalt. Vor derselben Kammer des Magdeburger Gerichts muss sich bereits ein Neonazi verantworten, der in Magdeburg am 16. August einen Kunststudenten zu Tode geprügelt hat. In Dessau läuft der Prozess gegen zwei Rechtsextremisten, die in der Nacht zum 1. August in einem Park der Stadt einen 50-jährigen Mann derart misshandelten, dass der Kopf der Leiche kaum noch zu erkennen war. Von exzessiver Gewalt ist allerdings nicht nur Sachsen-Anhalt betroffen – im brandenburgischen Neuruppin wird gegen zwei Rechtsextremisten verhandelt, die im Juli 2008 in Templin einen 55-jährigen Alkoholkranken zu Tode traten.

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