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Rede an die Nation: Medwedjew nennt Russland "chronisch rückständig"

Russlands Präsident Dmitrij Medwedjew hat einen komplett neuen Kurs für sein Land gefordert. Russlands Rückständigkeit müsse überwunden, das Land "grundlegend modernisiert" werden.

Die ehemalige Großmacht Russland müsse wieder Weltmachtstatus erreichen, hat Russlands Präsident Dmitrij Medwedjew am Donnerstag in seiner Rede an die Nation gefordert. Dafür müsse das Land seine "chronische Rückständigkeit" überwinden und "grundlegend modernisiert" werden, sagte der Staatschef im Kreml. 

Russland könne sich nicht mehr auf den Errungenschaften aus den Zeiten der Sowjetunion ausruhen. Bei der Erneuerung müsse sich das Riesenreich vielmehr auf demokratische Prinzipien stützen, betonte Medwedjew.

Der Kremlchef kritisierte zudem erneut die geringe Wettbewerbsfähigkeit der russischen Wirtschaft sowie die hohe Abhängigkeit seines Landes von Öl und Gas. "Russland muss seine Rohstoff-orientierte Wirtschaft nach sowjetischem Muster hinter sich lassen und den Fokus auf Informationstechnologie, Telekommunikation und Raumfahrt lenken."

Als eines der größten Hindernisse für wirtschaftliches Wachstum sieht der Kremlchef die Korruption. "Sie muss mit allen Mitteln und an allen Fronten bekämpft werden." Korrupte Politiker, Beamte, Polizisten und andere müssten ins Gefängnis.

Selbst Verantwortung übernehmen

Medwedjew sprach von der "ersten Modernisierung in der Geschichte des Landes auf Grundlage der Werte und Institutionen der Demokratie". Er forderte seine Landsleute auf, sowjetisches Denken zu überwinden. "Anstelle der archaischen Gesellschaft, in der Führer alles festlegen und regeln, wird eine Gesellschaft der klugen, freien und verantwortlichen Menschen treten."

Medwedjew forderte die Russen auf, sich nicht mehr wie im Kommunismus auf den Staat zu verlassen, sondern selbst Verantwortung zu übernehmen. Ziel sei es vor allem, Jugendliche zu "geistiger Freiheit" zu erziehen. Im politischen System solle der Zugang von Parteien zu Wahlen erleichtert werden

Zugleich kündigte der Kremlchef eine technologische Erneuerung Russlands an. Kernpunkte dabei seien die Atomenergie, die Entwicklung der Weltraumforschung sowie die Informationstechniken. In fünf Jahren solle landesweit Breitband-Internet, digitales Fernsehen und Mobilfunk der vierten Generation zur Verfügung stehen, sagte Medwedjew. Er forderte außerdem einen sparsameren und umweltfreundlichen Umgang mit den Rohstoffen des Landes sowie die Entwicklung alternativer Energiequellen.

Der Präsident und Nachfolger Wladimir Putins hatte zuletzt vor allem mit Internet-Botschaften immer wieder die Zustände in Russland kritisiert. Allerdings beklagen Kritiker, dass den Ankündigungen bisher kaum Taten gefolgt seien.

Quelle: ZEIT ONLINE, dpa

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