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Die ehemalige Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) erhielt in Stuttgart die Staufermedaille in Gold.

© dpa/Marijan Murat

Rede der Ex-Kanzlerin auf Preisverleihung: Merkel bezeichnet Corona-Pandemie als „demokratische Zumutung“

Bei einer Gala würdigt Baden-Württembergs Ministerpräsident Kretschmann die „effektive Führung“ der Ex-Kanzlerin in der Krise. Merkel selbst spricht rückblickend von einer „riesigen Herausforderung“.

Stand:

Die frühere Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat die Zeit der Corona-Pandemie rückblickend als enorm schwierige Phase ihrer Regierungszeit dargestellt.

Nach Finanzkrise, Eurokrise und der Annexion der Krim sei es noch einmal in einer Weise um Grundwerte gegangen, die auch für sie persönlich eine „riesige Herausforderung“ dargestellt hätte, sagte die 71-Jährige in Stuttgart.

Eigentlich sei die Sache zu Beginn der Pandemie einfach gewesen, sagte Merkel und berief sich auf die wissenschaftliche Sicht und das exponentielle Wachstum der Infektionszahlen: Kontaktvermeidung.

„Leider ist das etwas, was unserem menschlichen Wesen zutiefst entgegensteht“, so die frühere Kanzlerin. „Wir haben von den Menschen verlangt, sich nicht menschlich zu verhalten.“ Soziale Nähe mache den Menschen aber aus.

Sie hätte nicht gedacht, aus der DDR kommend, dass sie 30 Jahre nach dem Fall der Mauer bürgerliche Freiheiten zeitweilig außer Kraft setzen müsse, führte Merkel weiter aus. „Die Pandemie war eine demokratische Zumutung.“

Kretschmann würdigt Merkels „effektive Führung in dieser Krise“

Merkel erhielt vom baden-württembergischen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann (Grüne) in Stuttgart die Staufermedaille in Gold – eine persönliche Auszeichnung des Ministerpräsidenten für Verdienste um das Land Baden-Württemberg und seine Bevölkerung.

Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann überreicht der ehemaligen Bundeskanzlerin Angela Merkel im Neuen Schloss in Stuttgart die Staufermedaille in Gold.

© dpa/Marijan Murat

Kretschmann betonte, er würdige damit Merkels „herausragenden politischen Einsatz während der Corona-Pandemie“. Der 77-Jährige lobte zudem ihre „entschlossene, umsichtige und effektive Führung als Bundeskanzlerin in dieser Krise“.

Fast 190.000 Menschen seien in Deutschland an oder mit Corona gestorben, Hunderttausende litten bis heute an Long Covid, erklärte Kretschmann. Durch das Handeln Merkels hätten noch deutlich höhere Opferzahlen verhindert werden können. Sie habe als Naturwissenschaftlerin gedacht und intensiv abgewogen.

Die Maßnahmen gegen die Corona-Pandemie und ihre Folgen sind bis heute umstritten. Die Pandemie mit zahlreichen Vorgaben zu Masken, Impfungen, Tests und Schließungen hatte in Deutschland 2020 begonnen, die letzten bundesweiten Auflagen endeten zu Ostern 2023. Kretschmann wie Merkel hatten sich damals eher dem „Team Vorsicht“ zugehörig verstanden.

Mit der Staufermedaille werden Menschen für ihre Verdienste um Baden-Württemberg und das Gemeinwohl geehrt. Sie ist eine persönliche Auszeichnung des Ministerpräsidenten und wird seit 1977 verliehen.

Üblicherweise wird sie in Silber vergeben, in Ausnahmefällen aber auch in Gold. Der Name bezieht sich auf das aus Schwaben stammende Adelsgeschlecht der Staufer. (dpa, AFP)

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