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Politik: Reden statt quälen

Polens Außenminister Sikorski besucht Berlin

Berlin - Nach den ständigen Querelen unter der Doppelamtszeit der Kaczynski- Brüder ist im deutsch-polnischen Verhältnis wieder Ruhe eingekehrt – und Zeit für Grundsätzliches. Der Deutschlandbesuch von Polens Außenminister Radoslaw Sikorski gestern in Berlin zeigte das eindrücklich. Die „gemeinsame Vergangenheit als Chan ce für die Zukunft“ zu begreifen – darin und nicht im Konflikt sieht Sikorski das Leitmotiv polnischen Regierungshandelns, wenn es um ein funktionierendes Europa geht. Europa brauche ein gemeinsames historisches Bewusstsein, sagte der 45-Jährige in seiner Rede zum „Doppelgedächtnis – Debatten für Europa“ . Der bevorstehende zwanzigste Jah res tag der politischen Wende sei dazu ein guter Anlass. Sikorski erinnerte daran, dass die Wende kein spontanes Ereignis war: „Den Ereignissen ging ein jahrzehntelanger Kampf derer voraus, die sich weigerten, ihre Freiheit aufzugeben.“

Aus polnischer Sicht seien die Erfahrungen des Krieges und des Totalitarismus für alle europäische Länder tiefgreifend gewesen. Gerade die deutsch-polnischen Beziehungen seien stark durch die oft schwierige Vergangenheit geprägt. Trotzdem müsse man das „geschichtliche Wunder“ in den Beziehungen nutzen. „Gut vorangekommen“ sei man etwa beim Projekt eines deutsch-polnischen Geschichtsbuchs – seit Anfang des Jahres wird es an Gymnasien in Sachsen und Nie der schlesien getestet. Ein ähnliches Projekt zwischen Frankreich und Deutschland gibt es schon seit zwei Jahren. Zum entspannteren Verhältnis beider Partner passte es auch, dass der Bundestag am Freitag mit den Stimmen der großen Koa lition den Weg für die viel diskutierte Vertrie ben en ausstellung frei machte. Das Projekt, das in Warschau lange auf Bedenken gestoßen war, wird von Polens neuer Regierung geduldet – und wird nun mit einer deutschen Förderung von 2,5 Millionen Euro ausgestattet. kat/SB

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