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Politik: Reformpolitiker Talat will rasch über Wiedervereinigung Zyperns verhandeln

Istanbul - „Möge Gott Ihnen helfen, es wartet eine schwere Zeit auf Sie“, gab Rauf Denktasch, der 81-jährige Veteran der Zypernpolitik, am Montag dem neu gewählten Volksgruppenführer der türkischen Zyprer, Mehmet Ali Talat, bei einem Gratulationsbesuch mit auf den Weg. Talat war am Sonntag zum neuen Präsidenten der nur von Ankara anerkannten „Türkischen Republik Nordzypern“, also zu Denktaschs Nachfolger, gewählt worden.

Istanbul - „Möge Gott Ihnen helfen, es wartet eine schwere Zeit auf Sie“, gab Rauf Denktasch, der 81-jährige Veteran der Zypernpolitik, am Montag dem neu gewählten Volksgruppenführer der türkischen Zyprer, Mehmet Ali Talat, bei einem Gratulationsbesuch mit auf den Weg. Talat war am Sonntag zum neuen Präsidenten der nur von Ankara anerkannten „Türkischen Republik Nordzypern“, also zu Denktaschs Nachfolger, gewählt worden. Er will schnell Gespräche über die Wiedervereinigung einleiten.

Für sein Ziel, die im vergangenen Jahr nach dem Nein der griechischen Zyprer gescheiterten Friedensbemühungen der UN wiederzubeleben, hat Talat das Mandat einer klaren, doch nicht sehr großen Mehrheit der Wähler. Talat kam als Vertreter des pro-europäischen Reformlagers auf 56 Prozent der Stimmen, sein wichtigster Gegenkandidat von den konservativen Vereinigungs-Skeptikern auf 23 Prozent. Denktasch war aus Altersgründen nicht mehr angetreten.

Damit sind auf türkischer Seite wichtige Voraussetzungen für einen neuen Anlauf erfüllt. Der bisherige Gegensatz zwischen Talat, der als Regierungschef neue Verhandlungen favorisierte, und dem als Hardliner bekannten Denktasch hat sich aufgelöst. Und die Türkei als Schutzmacht der türkischen Zyprer zielt auf einen Durchbruch bei den Friedensbemühungen möglichst noch vor dem Beginn ihrer EU-Beitrittsgespräche am 3. Oktober, weil sie damit die Gefahr eines griechisch-zyprischen Vetos verringern will. Die EU-Kommission erklärte, Talats Wahl zeige den Willen der türkischen Zyprer zur Wiedervereinigung und zu einem EU-Beitritt; im Falle einer Wiedervereinigung würden die rund 200000 türkischen Zyprer automatisch EU-Bürger, weil der griechische Inselteil seit dem vergangenen Jahr EU-Mitglied ist.

Die griechischen Zyprer sind indes bisher gegen eine Vereinigung nach dem UN-Friedensplan. Der griechisch-zyprische Präsident Tassos Papadopoulos nannte Talats Wahl jetzt ein „positives Signal, das eine neue Atmosphäre schaffen könnte“. Talat will Papadopoulos schon bald zu neuen Verhandlungen einladen. Wie groß Talats Spielraum ist, muss sich erst noch erweisen: Ein wichtiger Faktor in der Zypernpolitik ist die türkische Armee, die rund 30000 Mann auf der Insel stationiert hat. Die Militärs sehen Zypern als Vorposten vor der türkischen Küste, den sie nicht einfach aufgeben werden.

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