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Helfer betrachten das Ausmaß der Verwüstung.

© Charly Triballeau/AFP

Regenfront bedroht neue Gebiete: In Japan müssen 900.000 Menschen ihre Häuser verlassen

Bis Freitag sollen die Regenfälle andauern und es gibt bereits Tote. Doch aus Angst vor dem Coronavirus verweilen manche lieber in ihren Autos.

Nach tagelangen heftigen Regenfällen in Japan ist die Zahl der Todesopfer durch Überschwemmungen und Erdrutsche weiter gestiegen. Mindestens 53 Menschen seien gestorben, sagte Regierungssprecher Yoshihide Suga am Mittwoch. Bei fünf weiteren Fällen stehe die Bestätigung noch aus, zudem gebe es mehr als ein Dutzend Vermisste. Während im Süden des Landes die Aufräumarbeiten begannen, zog die Regenfront weiter nordwärts. Für knapp 900.000 Menschen galt eine Evakuierungsanordnung.

53 Todesfälle seien bereits bestätigt, bei fünf weiteren Fällen stehe die Bestätigung noch aus, sagte Regierungssprecher Suga. Bei weiteren sechs Todesfällen prüften die Behörden, ob sie ebenfalls im Zusammenhang mit dem Unwetter stehen. Mehr als ein Dutzend Menschen in den Katastrophengebieten wurden vermisst.

Die Regenfälle hatten am Samstag auf der südjapanischen Insel Kyushu eingesetzt. Sie ließen dort in weiten Teilen Flüsse über die Ufer treten und verursachten Erdrutsche. In der Region begannen am Mittwoch die Aufräumarbeiten. Der 67-jährige Keisuke Masuda aus der Stadt Hitoyoshi sagte der Nachrichtenagentur Jiji, er habe mit Schrecken mit ansehen müssen, wie sein Nachbar in den Fluten verschwand: "Er wurde direkt vor meinen Augen fortgerissen." Der Mann habe seiner Frau zum Abschied gewinkt.

Eine Frau schilderte dem Sender NNN, ihre Eltern seien in den Fluten gestorben, weil sie sich geweigert hätten, ihr Haus zu verlassen. Sie hätten sich der Evakuierung widersetzt, "weil ich ihnen gesagt hatte, dass ich (an dem Tag) nach Hause komme", sagte Naomi Nishimura unter Tränen.

Die Regenfälle zogen von Kyushu derweil weiter nordwärts. Für Gebiete im Zentrum Japans wie die Region Nagano sagte die japanische Meteorologiebehörde am Mittwoch "ein beispielloses Maß" an Regen voraus. "Insbesondere für Gegenden mit hohem Risiko für Erdrutsche und Überflutungen ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass sich bereits irgendeine Art von Katastrophe ereignet", hieß es.

10.000 weitere Soldaten sollen in die betroffenen Gebiete entsendet werden

"Es wird erwartet, dass die Regenfront mindestens bis Freitag anhält", sagte Yoshihisa Nakamoto von der Meteorologiebehörde. Ministerpräsident Shinzo Abe hatte am Dienstagabend angekündigt, rund 10.000 weitere Soldaten in die vom Unwetter besonders schwer betroffenen Gebiete zu entsenden.

Insgesamt 80.000 Rettungskräfte sind bereits im Einsatz, um nach Überlebenden zu suchen. Über die Ufer getretene Flüsse haben Brücken zerstört und Straßen in Seen verwandelt. Rettungskräfte können sich vielerorts nur mit Schlauchbooten oder Hubschraubern fortbewegen.

Ein Mann breitet seinen Hausstand aus, um ihn zu trocknen.
Ein Mann breitet seinen Hausstand aus, um ihn zu trocknen.

© AFP

Erschwert wird der Umgang mit der Katastrophe auch durch die Corona-Pandemie. In einigen Notunterkünften wurden als Infektionsschutz Abtrennungen aus Pappe aufgestellt. Einige Menschen schliefen aus Furcht vor einer Ansteckung mit dem neuartigen Coronavirus lieber in ihren Autos.

Während der Regenzeit in Japan kommt es immer wieder zu Überschwemmungen und Erdrutschen, doch hat der Klimawandel die Lage weiter verschärft. 2018 starben allein in den jetzigen Überschwemmungsgebieten mehr als 200 Menschen. (AFP)

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