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Regierender Bürgermeister in Erklärungsnot: Welche Rolle spielen die Hauptstadt-Clubs?

Aufenthalte in London auf Einladung des exklusiven Berlin Capital Club bringen den Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit in Erklärungsnot.

Von den Räumen des Clubs ganz oben im Hilton Hotel hat man einen schönen Blick über den Gendarmenmarkt. Vor gut zehn Jahren, am 1. Oktober 2001, öffnete hier der Capital Club. Schon bei der Gründung hatte er mehr als 700 Mitglieder. Man konnte freilich nur auf Einladung Mitglied werden. Präsident des Gründungskomitees war Heinz Dürr, der heute noch Präsident des Advisory Board ist. Dem gehören unter anderem Mercedes-Chef Walter Müller, KPM-Chef Jörg Woltmann, VBKI-Präsident Markus Voigt, BVG-Chefin Sigrid Nikutta und BSR-Vorstandsvorsitzende Vera Gäde-Butzlaff an. Manager ist der Österreicher Manfred Gugerel. Die Aufnahmegebühr für Privatpersonen liegt bei 4200 Euro. Der Jahresbeitrag kostet 1375 Euro. Dafür können die Mitglieder sich im exklusiven Restaurant treffen, können an Seminaren und Mittagessen mit Botschaftern teilnehmen, Salons und Lounges nutzen. Außerdem haben sie weltweit Zugang zu 250 Clubs.

Derzeit zählt der Club 1552 Mitglieder, davon stammen 70 Prozent aus Berlin und Brandenburg, andere kommen aus Hamburg, Stuttgart oder der Schweiz, überwiegend sind es Führungskräfte aus der Wirtschaft, die Ruhe und Diskretion bei Businessgesprächen schätzen. Das Konzept stammte von Dieter Klostermann, einem in Bremen gebürtigen Hotelkaufmann, der von Hongkong aus in 16 Ländern private Clubs betrieb, darunter auch den Golfclub in Motzen. Zur Eröffnung gratulierte auch Klaus Wowereit. Nach Berlin zog es Klostermann damals, weil im Zuge des Hauptstadtumzuges Diplomaten gekommen waren und immer mehr Lobbyisten in die Stadt strömten. Er schwärmte von „gesellschaftlichem Pionierland“.

Anders ausgerichtet ist der Internationale Club im Westend. Auf dem Gelände, auf dem zu Zeiten der Alliierten der British Officers Club residierte, gibt es Tennisplätze und einen Swimmingpool, was den Club besonders bei Familien beliebt macht. Nach dem Abzug der Alliierten hatte Berlin das Gelände 1999 für 22 Millionen DM vom Bund gekauft. Zu den entschiedenen Förderern des Clubs gehörte der frühere CDU-Fraktionsvorsitzende Klaus Landowsky. Mit einer Million DM jährlich war die Landesbank damals einer der Hauptsponsoren, was Grüne und Linke heftig erzürnte. Vor sechs Jahren haben die Mitglieder das Gelände selbst gekauft. Derzeit gibt es 550 Mitglieder, ein junges Präsidium, und der Jahresbeitrag liegt bei 1500 Euro. Die Mitglieder schätzen die private Atmosphäre, in der auch Kinder willkommen sind. Zu den prominenten Mitgliedern gehörte zeitweise die Familie zu Guttenberg.

Einen ganz anderen Charakter hat der China Club im Adlon Palais. Clubgründerin Anna Maria Jagdfeld hat hier eine der größten Sammlungen moderner chinesischer Kunst zusammengetragen. Der aus Singapur stammende Küchenchef Tam Kok Kong kocht bei exklusiven Events und für die 800 teils internationalen Mitglieder, die 10 000 Euro für die Aufnahme bezahlen müssen und 2000 Euro Jahresgebühr.

Der jüngste Club der Stadt ist das Soho House in Mitte. Wo früher die SED residierte, trifft sich heute die junge Kreativ-Szene. Auf dem Dach gibt es einen kleinen, aber glamourösen Pool, im Entree stehen Tischtennisplatten. Mitglieder können wählen, ob sie für 900 Euro nur zum Berliner Club Zutritt haben oder für 1200 Euro auch in New York, London oder Hollywood Kontakte herstellen und pflegen wollen.

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