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Politik: Regierung als Geisel genommen - Präsident verhängt Ausnahmezustand - Plünderungen von indischen Geschäften

Nach monatelangen ethnischen Spannungen auf den Fidschi-Inseln haben am Freitag sieben bewaffnete Männer das Parlament gestürmt, die Regierung als Geisel genommen und die Machtübernahme proklamiert. Als Führer der Putschisten erklärte der Geschäftsmann George Speight, er habe im Namen aller eingeborenen Fidschianer die Exekutivgewalt übernommen und die Verfassung außer Kraft gesetzt.

Nach monatelangen ethnischen Spannungen auf den Fidschi-Inseln haben am Freitag sieben bewaffnete Männer das Parlament gestürmt, die Regierung als Geisel genommen und die Machtübernahme proklamiert. Als Führer der Putschisten erklärte der Geschäftsmann George Speight, er habe im Namen aller eingeborenen Fidschianer die Exekutivgewalt übernommen und die Verfassung außer Kraft gesetzt. Staatspräsident Ratu Sir Kamisese Mara verhängte den Ausnahmezustand und bezeichnete die Putschisten als Geiselnehmer, wie die Neuseeländische Hochkommission in Suva berichtete.

Kamisese Mara forderte demnach Polizei und Streitkräfte auf, Recht und Ordnung wiederherzustellen. Die Polizei verhängte ein Ausgehverbot für Suva, den Hauptstaat der Inselgruppe. Speight sagte, die Sicherheitskräfte verhielten sich passiv, unterstützten aber "die von mir geleitete zivile Regierung". Ministerpräsident Mahendra Chaudry sei abgesetzt und der Oppositionspolitiker Ratu Timoci Silatolu zum Regierungschef ernannt worden. Auch den Staatspräsidenten bezeichnete er als abgesetzt.

In Suva bekundeten 5000 Demonstranten ihre Unterstützung für den Putsch, der sich offenbar gegen den Einfluss der indischen Minderheit richtete. Geschäfte - die meist Indern gehörten - wurden geplündert.

Neuseeländische Diplomaten wiesen darauf hin, dass die Streitkräfte den Putsch zunächst nicht unterstützt hätten. Die Situation entspreche eher einer Geiselnahme als einem Staatsstreich.

Chaudry wurde zusammen mit mindestens sieben seiner Minister und Abgeordneten der Regierungskoalition in ein Zimmer eingeschlossen, wie der australische Rundfunk berichtete. Es seien mindestens zwei Schüsse abgefeuert worden. Mit den Putschisten nahm der frühere Oberst Sitiveni Rabuka im Parlament Verhandlungen auf, hieß es im neuseeländischen Außenministerium. Rabuka hatte 1987 selbst zwei Mal geputscht und dann zwölf Jahre in Fidschi regiert. Rabuka sei in Begleitung hoher Heeres- und Polizei-Offiziere erschienen, was weiter darauf hindeute, dass das Militär den Putschversuch nicht unterstütze.

Das Auswärtige Amt in Berlin warnte unterdessen vor Reisen in die Republik Fidschi. Ein Sprecher sagte, die Lage in der Inselrepublik sei derzeit unübersichtlich. Einige Ausländer bereiten bereits ihre Abreise von der Inselrepublik vor, teilte ein Manager der Fluggesellschaft Air Fiji mit.

Der neuseeländische Außenminister Phil Goff verurteilte den Versuch, eine demokratisch gewählte Regierung abzusetzen. Dies sei für die internationale Gemeinschaft unakzeptabel. Auch die US-Botschaft in Suva kritisierte den Putschversuch.

44 Prozent der 813 000 Inselbewohner sind indischer Abstammung, 51 Prozent Fidschianer. Ministerpräsident Chaudry wurde von Fidschi-Nationalisten vorgeworfen, eine proindische Politik zu betreiben. Speight ist Sohn eines Oppositionspolitikers. Protestkundgebungen hatte Chaudry zu Beginn des Monats verboten. Im April hatten Tausende gegen seine Regierung demonstriert.

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