zum Hauptinhalt
In der Provinz Baghlan in Afghanistan geriet am Donnerstag ein deutsches Panzerfahrzeug unter Beschuss. Ein Bundeswehr-Soldat starb.

© dpa

Update

Regierung hält Kurs: Deutscher Soldat in Afghanistan getötet

Fünf Tage nach dem verheerenden Anschlag in Nordafghanistan stirbt am Donnerstag erneut ein deutscher Soldat in einer Sprengfalle. Verteidigungsminister de Maizière will trotzdem am Kurs des Bundeswehreinsatzes festhalten.

Die Taliban setzen der Bundeswehr in Afghanistan schwer zu: Beim dritten Anschlag innerhalb weniger Tage ist am Donnerstag in Afghanistan erneut ein Bundeswehr-Soldat getötet worden. Die traurige Bilanz der vergangenen neun Tage: Insgesamt vier Tote und ein Dutzend verwundeter deutscher Soldaten.

Verteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) sagte: „Wir trauern um den gefallenen Soldaten.“ Er bekräftigte aber auch: „Vor Gewalt darf man nicht weichen. Wenn wir jetzt gingen, würde das Vertrauen der Afghanen erschüttert.“ Die deutsche Strategie sei richtig. Die Linken widersprachen dem, die Grünen zweifeln.

Bei dem Sprengstoffanschlag am Donnerstag in der Provinz Baghlan auf eine Einheit des Ausbildungsschutzbataillons Masar-e-Sharif wurden außerdem zwei Bundeswehr-Soldaten schwer und drei weitere leicht verletzt. Einer der Verwundeten befindet sich in kritischem Zustand. Der gefallene 23-jährige Oberstabsgefreite und die Verletzten gehören alle der Panzerbrigade 21 „Lipperland“ aus dem nordrhein-westfälischen Standort Augustdorf an.

Zu dem Anschlag kam es nach Bundeswehr-Angaben um 9.54 Uhr Ortszeit (07:24 Uhr MESZ) 36 Kilometer südlich von Kundus. Die Verletzten wurden per Hubschrauber in Rettungszentren in Kundus und Masar-e-Sharif gebracht. Der getötete Soldat sei noch „am Anschlagsort gefallen“. Die Taliban bekannten sich zu dem Angriff.

In der Unterrichtung des Einsatzführungskommandos ans Parlament hieß es: „Bei dem Anschlag wurde ein Schützenpanzer «Marder« angesprengt.“ Das Kommando hob hervor, dass in Afghanistan ausschließlich der modernste Typ „Marder 1A5“ eingesetzt werde. In der Vergangenheit war der „Marder“ wegen eines nicht ausreichenden Minenschutzes ins Gerede gekommen.

De Maizière sagte in Dresden, die Strategie der Bundeswehr „greift, die Taliban verlieren an Boden“. Die deutschen Soldaten würden weiter auf Patrouille gehen. „Wir wollen Sicherheit und Entwicklung, nicht Terror und Unterdrückung.“ Er sagte weiter: „In unseren Gedanken und Gebeten sind wir bei dem Gefallenen und seinen Angehörigen.“ Auch die Fraktionen im Bundestag drückten ihre Anteilnahme aus. Grünen-Chefin Claudia Roth verlangte aber auch „eine politische Debatte über die seit Monaten andauernde Offensiv-Strategie der ISAF in Afghanistan, die bislang auch von der Bundesregierung unterstützt wird“. Sie führe offenkundig nicht zu einer zunehmenden Stabilisierung Afghanistans. Die Linken forderten erneut, „die Bundeswehr unverzüglich aus Afghanistan abzuziehen“.

Erst am vergangenen Samstag waren bei einem Anschlag am Sitz des Gouverneurs der Provinz Tachar zwei deutsche Soldaten getötet und sechs weitere verletzt worden. Unter den Verletzten des Anschlags von Talokan ist der deutsche Regionalkommandeur der Internationalen Schutztruppe für Nordafghanistan, General Markus Kneip. Eine Soldatin wurde schwer verwundet und befindet sich weiter in einem kritischen Zustand, aber nicht mehr in akuter Lebensgefahr. Die ausgeflogene Dolmetscherin liegt im Bundeswehrzentralkrankenhaus in Koblenz im künstlichen Koma und muss beatmet werden. Die 56-Jährige ist nach Angaben der Bundeswehr die erste deutsche Soldatin, die bei einem Auslandseinsatz derart schwer verwundet wurde.

Im Zusammenhang mit dem Anschlag in Talokan wurden fünf einheimische Polizisten festgenommen. Ein Offizier sowie vier einfache Polizisten stünden im Verdacht, die Attentäter unterstützt zu haben, sagte Tachars Vize-Polizeichef Hadschi Abdul Salam. Zuvor hatte die Isaf bereits mitgeteilt, dass ein mutmaßlicher Unterstützer der Attentäter gefasst worden sei. Bei dem Attentat waren neben den Bundeswehrsoldaten auch mehrere Afghanen ums Leben gekommen, darunter der Polizeichef für Nordafghanistan, Daud Daud.

Am Mittwoch vergangener Woche war außerdem bei einem Sprengstoffanschlag auf eine deutsche Patrouille in der Provinz Kundus ein Bundeswehrsoldat getötet worden. Ein weiterer Soldat und ein afghanischer Übersetzer waren bei der Attacke verletzt worden.

Baghlans Gouverneur Munschi Abdul Madschid sagte am Donnerstag, ein Sprengsatz am Straßenrand habe in dem Ort Anarchel im Distrikt Baghlan-e-Markasi ein gepanzertes Fahrzeug ausländischer Truppen zerstört. Die Taliban bekannten sich zu dem Anschlag. Von der Provinz Kundus aus gesehen - wo die Bundeswehr ein Feldlager unterhält - liegt Baghlan südlich und Tachar östlich.

An diesem Freitag will die Bundeswehr in Hannover von dem in Kundus Gefallenen und seinen beiden in Talokan getöteten Kameraden Abschied nehmen. Ob Kneip an der Trauerfeier teilnehmen kann, war zunächst unklar. „Es gibt eine feste Absicht zu kommen“, sagte ein Bundeswehrsprecher in Hannover. Kneip liegt ebenfalls in der Koblenzer Klinik, wo ihm ein Schrapnell operativ entfernt werden soll. (dpa)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false