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Neuer Bürgermeister von London: Labour-Politiker Sadiq Khan mit seiner Frau Saadiya.

© dpa

Update

Regionalwahlen in Großbritannien: Labour-Politiker Sadiq Khan zum Bürgermeister von London gewählt

Sadiq Khan ist der erste muslimische Bürgermeister einer europäischen Hauptstadt. Er gewinnt mit fast zehn Prozent Abstand zu seinem konservativen Rivalen Zac Goldsmith.

Wenn die Londoner meinen, dass er der richtige Mann für den Posten ist, spielt doch seine Religion keine Rolle, sie werden ihn ja wohl kaum wegen seines Glaubens gewählt haben. Was ein Politiker glaubt, dürfte den Wähler kaum interessieren, entscheidend ist, was er tut und das wird er nun unter Beweis stellen müssen.

schreibt NutzerIn AdeleSandrock

Meine Glückwünsche zur Wahl gehen an den neuen Oberbürgermeister Londons und an die Londoner, dass sie sich nicht von den religiös-rassistischen Vorurteilen und Agitation haben beeindrucken lassen. Da zeigt sich die Weltoffenheit dieser Metropole.

schreibt NutzerIn civis42

Bei der Bürgermeisterwahl in London ist der Labour-Politiker Sadiq Khan gewählt worden. Damit hat London hat zum ersten Mal einen muslimischen Bürgermeister gewählt. Das stand bereits vor der endgültigen Auszählung aller Stimmen am Freitagabend fest. Der Labour-Politiker Sadiq Khan erhielt rund 44 Prozent der Stimmen und lag damit fast zehn Prozentpunkte vor seinem konservativen Rivalen Zac Goldsmith.

Die Arbeiterpartei Labour übernimmt damit nach acht Jahren wieder das Ruder in der britischen Hauptstadt. Bei den Regional- und Kommunalwahlen in Großbritannien musste Labour ansonsten vor allem in Schottland schmerzliche Verluste verkraften. Ein Debakel konnte die Partei von Jeremy Corbyn aber abwenden: Bei den Kommunalwahlen in England schlug sich Labour besser als erwartet. Die EU-feindliche Ukip-Partei kann in Wales zum ersten Mal ins Parlament einziehen.

Labour stärkste Kraft in Wales

Nach seiner Wahl zum Labour-Chef im Spätsommer waren die Regional- und Kommunalwahlen als erster Test für Corbyn gewertet worden. Im Vergleich zu den Wahlen 2011 und 2012 musste seine Partei zwar Verluste hinnehmen. Die große Schmach blieb dem Oppositions-Chef aber erspart. In England verlor die Partei gut zwei Dutzend Mandate - wesentlich weniger als erwartet. „Wir sind drangeblieben und haben vielerorts Unterstützung gewonnen“, sagte Corbyn. Der konservative britische Premier David Cameron erklärte, der von Medien „Super Thursday“ getaufte Wahltag habe gezeigt, dass die Arbeiterpartei die Verbindung zu den Wählern „völlig verloren“ habe. In Schottland musste Corbyns Partei eine Niederlage einstecken. Hier überholten die Konservativen Labour: Sie wurden zweitstärkste Kraft hinter der linksgerichteten schottischen Nationalpartei (SNP). Deren Chefin Nicola Sturgeon feierte am Freitag den dritten Wahlsieg ihrer Partei in Folge. „Wir haben Geschichte geschrieben“, erklärte die schottische Ministerpräsidentin. Die absolute Mehrheit verloren die Separatisten aber. Im März hatte die SNP angekündigt, nach dem Referendum über die britische EU-Mitgliedschaft am 23. Juni erneut für die Abspaltung Schottlands aus Großbritannien werben zu wollen. Sturgeon will nun eine Minderheitsregierung bilden. In Wales wurde Labour wieder mit Abstand stärkste Kraft. Hier ergatterten die Rechtspopulisten mehrere Sitze und sind künftig zum ersten Mal überhaupt im Parlament vertreten. Auch in England gewann die EU-feindliche Partei dazu. Ukip-Chef Nigel Farage sprach von einem „Durchbruch“. Millionen Briten hatten am Donnerstag neue Regional- und Kommunalparlamente sowie neue Bürgermeister in London und anderen Städten gewählt.

Gratulationen rund um die Welt für Sadiq Khan

Rund um die Welt gratulieren Politiker dem ersten muslimischen Bürgermeister Londons zu seinem Sieg. Die Bürgermeisterin von Paris, Anne Hidalgo, schrieb per Kurznachrichtendienst Twitter: „Gratulation an Sadiq Khan. Ich bin überzeugt, dass die Londoner von seinem Humanismus und seiner Fortschrittlichkeit profitieren werden“. Auch der französische Premierminister Manuel Valls beglückwünschte Khan zu seinem „herausragenden Sieg“. New Yorks Bürgermeister Bill de Blasio schrieb: „Glückwünsche an Londons neuen Bürgermeister und Mitkämpfer für bezahlbaren Wohnraum. Ich freue mich auf die Zusammenarbeit.“ Zuvor hatte bereits Labour-Chef Jeremy Corbyn seine Glückwünsche zum Ausdruck gebracht. „Kann es gar nicht erwarten, mit dir ein gerechteres London für alle zu schaffen“, schrieb Corbyn auf Twitter.

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Auch vom politischen Gegner kamen Glückwünsche. Der konservative britische Wirtschaftsminister Sajid Javid, der wie Khan auch pakistanischer Abstammung ist, twitterte: „Von einem Sohn eines pakistanischen Busfahrers zum anderen: Glückwunsch.“ Selbst die Schwester des unterlegenen Tory-Kandidaten Zac Goldsmith, Jemima Goldsmith gratulierte Khan. Er sei „ein großartiges Vorbild für junge Muslime“, schrieb die Ex-Frau des pakistanischen Cricket-Stars Imran Khan auf Twitter. Gleichzeitig äußerte sie Kritik an dem Wahlkampf ihres Bruders. „Traurig, dass Zacs Wahlkampf ihn nicht so widerspiegelte, wie ich ihn kenne: umweltfreundlich, unabhängig im Denken und ein Politiker mit Integrität.“ Goldsmith hatte Khan mehrfach vorgeworfen, sich nicht genügend von radikalen Muslimen abzugrenzen. Das wurde von vielen als unfair und teilweise sogar rassistisch betrachtet. Er musste dafür heftige Kritik einstecken.

(dpa)

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