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Reinhold Robbe: „Wir können nicht mehr leisten“

Wehrbeauftragter Robbe über Deutschlands Rolle bei Auslandseinsätzen.

Kanada und die USA fordern von den Nato-Partnern mehr Truppen für den Einsatz in Südafghanistan. Kann Deutschland in die Bresche springen?

Die Bundeswehr wäre überfordert, wenn es hierfür eine politische Zustimmung gäbe, denn sie könnte es nicht leisten. Wir sind, was zum Beispiel Hubschrauberkapazitäten angeht, schon jetzt an die Grenzen unserer Möglichkeiten gestoßen.

Inwiefern?

Wir können in Afghanistan manche Aufträge nur deswegen wahrnehmen, weil wir uns auf die logistische Unterstützung der Verbündeten verlassen können. Wenn das nicht gegeben wäre, hätten wir an der Stelle heute schon ein Problem. Ich sehe nicht, wie die Bundeswehr hier in der Lage wäre, zusätzliche Hilfe anzubieten.

Glauben Sie, dass es ein für alle Mal beim „Nein“ der Deutschen zum Militäreinsatz im Süden des Landes bleibt?

Es ist nicht davon auszugehen, dass es im Parlament und in der Bevölkerung eine Akzeptanz für eine regionale Ausweitung des Mandates gibt.

Was sagen Sie denen, die von Deutschland eine aktive statt reaktive Sicherheitspolitik erwarten?

Deutschland wird nach meiner persönlichen Einschätzung niemals eine Rolle übernehmen können, wie sie beispielsweise von den USA wahrgenommen wird. Angesichts unserer Geschichte spielt es für uns eine herausgehobene Rolle, dass jedes Mandat, jeder Einsatz völkerrechtlich eindeutig legitimiert ist, dass jeder Einsatz auch vor der eigenen Bevölkerung verantwortet und begründet werden kann. Insofern befinden wir uns in einer etwas anderen Situation als die meisten unserer Bündnispartner. Deutschland ist nach wie vor von seiner Geschichte geprägt.

Derzeit sind 6 750 deutsche Soldaten im Auslandseinsatz, 3 214 davon in Afghanistan. Glauben Sie, dass ihre Arbeit in der Öffentlichkeit genügend Anerkennung findet?

Ich sehe, dass die Soldaten manchmal darunter leiden, dass sie von unserer Gesellschaft nicht mehr Aufmerksamkeit bekommen. In unserem Lande gibt es leider ein völlig unterentwickeltes Interesse daran, was die Soldaten inzwischen überall auf der Welt leisten und wo sie eingesetzt sind. Nach wie vor stimmt der Satz von Bundespräsident Horst Köhler, der in diesem Zusammenhang von einem „freundlichen Desinteresse“ gesprochen hat.

Das Gespräch führte Sarah Kramer.

Reinhold Robbe (53) ist seit Mai 2005 Wehrbeauftragter des Bundestags. Sein Mandat als SPD-Abgeordneter hat der Ostfriese schon zum Amts- antritt abgelegt.

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