zum Hauptinhalt
Sri Lanka

© AP

Reisewarnung: Sri Lankas Bürgerkrieg vor Entscheidung?

Allein am Wochenende gab es 29 Tote bei den Kämpfen im Norden der Insel. Inzwischen hat das Auswärtige Amt eine Reisewarnung herausgegeben.

Für viele war die Insel im Indischen Ozean immer ihr kleines Paradies: Sri Lanka. Hartgesottene lassen sich auch nicht durch die Anschläge in der Hauptstadt Colombo in den vergangenen Monaten von ihren Ferien abhalten. Die, die es an die Küsten im Südwesten zieht, bekommen ohnehin wenig von dem mit, was im Norden der südasiatischen Insel passiert: dem Krieg im Tamilengebiet. Den versucht die Regierungsarmee jetzt mit massivem Bombardement für sich zu entscheiden. Sie hat in den vergangenen beiden Wochen die Angriffe auf die Hochburg der sogenannten Tamilentiger intensiviert. Allein am Wochenende meldete die Regierung 24 tote Rebellen und fünf tote Regierungssoldaten in der Nähe von Kilinochchi. Die Tiger (LTTE) kämpfen seit 25 Jahren für einen eigenen Staat im Norden, 2002 hatte es ein Waffenstillstandsabkommen gegeben. Das hatte die mehrheitlich singhalesisch geführte Regierung in Colombo im Januar aufgekündigt und erklärt, sie werde die Tamilen bis Ende des Jahres besiegen.

Reisewarnung herausgegeben

Das Auswärtige Amt hat inzwischen eine Teilreisewarnung für große Teile des Ostens (mit Trincomalee und Batticaloa) wie des Südostens mit der Umgebung des Yala-Nationalparks herausgegeben. "Die Sicherheitslage hat sich deutlich verschlechtert", heißt es, auch in Gegenden, die bisher als unproblematisch galten. Doch besonders schlimm trifft es die Menschen jenseits der Stadt Vavuniya, dem Grenzort zum Tamilengebiet. Das von den Tamilentigern kontrollierte Gebiet, das Wanni, ist für Touristen schon immer eine No-Go-Area gewesen. Auch Journalisten erhalten längst keine Genehmigung mehr, dort hinzufahren. Für sie gibt es keine Möglichkeit, die Nachrichten der Konfliktparteien zu überprüfen, die ganz offensichtlich auf beiden Seiten stark übertrieben werden. Vor wenigen Wochen mussten dann auch die wenigen noch verbliebenen ausländischen Helfer nach einer Aufforderung der Regierung das Gebiet verlassen. Nur das Rote Kreuz blieb.

Die Lage sei so schlimm wie seit zehn Jahren nicht mehr, sagt der Regionaldirektor der Deutschen Welthungerhilfe in Colombo, Dirk Altweck. Er sorgt sich vor allem um die innerhalb des Tamilengebietes Vertriebenen. Auf 400.000 wird die Zahl der Wanni-Einwohner geschätzt. "200.000 bis 250.000 sind auf der Flucht", schätzt Altweck. Er hofft, dass in Gesprächen zwischen den Bürgerkriegsparteien, Hilfsorganisationen und den Vereinten Nationen Hilfe für sie organisiert werden kann. Am Donnerstag konnte ein Konvoi von 51 Lkw mit Hilfsgütern aufbrechen, der erste seit dem 12. September. Sie sollen inzwischen angekommen sein.

sri lanka
Die Tamillengebiete sind besonders stark betroffen. -

© TSP/Kroupa

Keine Fluchtmöglichkeit für Zivilisten

Jehan Perera vom Nationalen Friedensrat zum Beispiel ist überzeugt, dass die einzige Lösung für diesen ethnischen Konflikt nur eine politische sein kann. Perera kritisiert auch den Exodus der internationalen Helfer aus dem Wanni. Ironischerweise gebe es nun gar niemanden mehr, der unabhängig die Verteilung von Hilfsgütern überwachen könne. "Die Regierung muss überlegen, ob sie das Richtige für die Zivilbevölkerung tut", so Perera. Auch wenn jetzt internationale Helfer Konvois begleiten könnten, sobald die Hilfsgüter an einen Regierungsagenten übergeben seien, könne niemand kontrollieren, wer die Hilfe bekomme, mahnt er.

Nach Pereras Ansicht aber droht das größte Problem nach der offenbar bevorstehenden Schlacht um Kilinochchi, das inzwischen einer Geisterstadt gleiche, wenn die Armee auf die letzte von der LTTE gehaltene Stadt vorrücke: auf Mullaitivu. "An dem Punkt wird es keinen Ort mehr geben, an den die Zivilisten fliehen können."

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false