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Politik: Rekordpreis für Öl belastet Urlauber und Autofahrer

Erstmals über 60 Dollar pro Barrel Sorge um Konjunktur / Steigende Inflation

Berlin - Rohöl hat am Freitag an den Märkten zeitweise mehr als 60 Dollar pro Barrel gekostet und damit einen neuen Rekordpreis erreicht. Experten erwarten nun, dass die Benzinpreise im Sommer weiter steigen. Mehrere Fluggesellschaften erhöhten ihre Kerosinzuschläge und verteuerten damit die Tickets. Diese Entwicklung beschleunigt die Inflation, die wegen der hohen Benzinpreise im Juni auf 1,9 Prozent nach 1,7 Prozent im Mai stieg. Darunter könnten auch die Wachstumsaussichten für Deutschland leiden.

Rainer Wiek vom Marktbeobachter Energieinformationsdienst sagte, er erwarte einen weiteren Anstieg der Benzinpreise. „Die Wahrscheinlichkeit ist sehr groß, dass es einen Schub nach oben gibt.“ Denn an der Rotterdamer Börse notieren Benzin und Diesel bei Rekordpreisen. „Dort muss so viel wie noch nie bezahlt werden“, sagte Barbara Meyer-Bukow, Sprecherin des Mineralölwirtschaftsverbands.

Grund für die steigenden Preise sind Spekulationen, im Herbst könne es bei Kraftstoffen knapp werden. Denn die Raffinerien sind weltweit weitgehend ausgelastet. Das treibt auch die Ölpreise. Allerdings seien die Spekulationen „rational kaum noch nachzuvollziehen“, sagte Meyer-Bukow. Tatsächlich gebe es keine Knappheit. Zumal sich die Vorratslage beim weltweit größten Ölverbraucher, den USA, im Vergleich zum Vorjahr massiv verbessert hat. Trotzdem kosteten am Freitag eine Tonne Superbenzin in Rotterdam 465 Euro und Diesel 473 Euro – im Vergleich zum Vortag 15 beziehungsweise zehn Euro mehr. Im Vergleich zum Vorjahr ist der Druck auf die Tankstellen deutlich gestiegen. Beim damaligen Rekordmonat Oktober hatte ein Liter Super 1,23 Euro gekostet – zwei Cent weniger als Mitte der Woche –, der Börsenpreis für eine Tonne Super lag aber bei nur 390 Euro. Auf die Verbraucher könnte noch einiges zukommen: Um die Inflation bereinigt – also nach heutigen Preisen – kostete Anfang der 80er Jahre ein Barrel Öl sogar etwa 80 Dollar.

Die hohen Ölpreise und der sinkende Euro, der den in Dollar gehandelten Rohstoff nochmals verteuert, lassen die Sorgen um die deutsche Wirtschaft wachsen. „Das ist ein erhebliches Wachstumsrisiko, weil es den privaten Konsum belastet, der sich gerade erholt. Die Preise werden anziehen, das spüren die Verbraucher ganz schnell“, sagte Michael Heise, Chefvolkswirt der Allianz. Solange der Ölpreis nicht mehrere Monate über 60 Dollar bleibe, werde die Allianz ihre Wachstumsprognose von 1,0 Prozent nicht senken. „Das Wachstum der weltweiten Ölnachfrage wird langsamer, das Angebot ist aber gewachsen. Wir rechnen mit einem Preis von 40 bis 50 Dollar im Jahresverlauf.“

Der Präsident des Hamburger Weltwirtschafts-Archivs (HWWA), Thomas Straubhaar, sprach von „Gegenwind“ für die Konjunktur. Die Regierungschefs der sieben größten Industriestaaten und Russlands könnten das bei ihrem Treffen übernächste Woche kaum ändern. „Die G8 können da wenig tun“, sagte er.

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