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Politik: Religion ohne Katholiken

Wie der künftige SPD-General mit einer Tagung die Kirche irritiert

Der noch amtierende Generalsekretär der SPD, Olaf Scholz, muss auch deshalb gehen, weil er nicht immer glücklich handelte. Der künftige, Klaus Uwe Benneter, ist noch nicht im Amt – aber es fängt schon gut an. Die katholische Kirche ist bereits „irritiert“ und hat dies auch bei der Fraktionsführung zu Protokoll gegeben. Und dabei verfügt sie über starke Sympathisanten in der Sozialdemokratie: den designierten Parteichef Franz Müntefering und Fraktionsgeschäftsführer Wilhelm Schmidt, ihren Kirchenbeauftragten.

Anlass ist eine große Tagung der „Heinz-Schwarzkopf-Stiftung Junges Europa“. Von Dienstag an werden fünf Tage lang unter dem Stichwort „Religionen in Europa“ 80 Studenten aus 26 Ländern im SPD-Fraktionssaal debattieren. Zu einer Podiumsveranstaltung geladen sind der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche, Bischof Wolfgang Huber, der Zentralratsvorsitzende der Muslime, Nadeem Elyas, ein jüdischer und ein anglikanischer Gelehrter, der Generalsekretär des Europarates – aber keiner von der katholischen Kirche, der größten Glaubensgemeinschaft in Europa. Der Kirche, deren Chef, Papst Johannes Paul II., demnächst in Aachen den einmalig verliehenen außerordentlichen Karlspreis für sein Europa-Engagement erhält. Der Kirche, in der Franz Müntefering Oberministrant war.

Nun hat Wilhelm Schmidt, Münteferings rechte Hand, offiziell gesagt, die Fraktion sei ja nur Partner, und zwar, weil sie den Raum im Reichstagsgebäude zur Verfügung stelle. Außerdem lade die Stiftung ein, nicht die Fraktion oder Benneter. Doch intern ist der Unmut schon größer: Benneter, der evangelisch ist, hat die anderen Fraktionen unter Hinweis auf seine Rolle als Mitveranstalter („ich führe durch“) des Auftaktdialogs in den Saal der SPD gebeten. Außerdem kennen sich der Berliner Benneter und der Vizevorsitzende der Stiftung, André Schmitz-Schwarzkopf. Der ist in der Hauptstadt-SPD und zugleich Chef der Senatskanzlei unter dem Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit, dem Schirmherrn der Veranstaltung.

Aber nicht nur dem künftigen SPD-Generalsekretär, auch den anderen Unterstützern der Konferenz scheint das Fehlen deutscher oder westeuropäischer Katholiken unter den 20 Experten nicht weiter aufgefallen zu sein: dem Auswärtigen Amt, der Europäischen Kommission, der Bundeszentrale für politische Bildung und dem Bündnis für Demokratie und Toleranz. Dafür ist aber der Internationale Bund der Konfessionslosen und Atheisten zum Religionsdialog eingeladen.

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