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GRenate Künast (Bündnis 90/Die Grünen).

© Karlheinz Schindler/ picture alliance / dpa

Grüne-Politikerin Renate Künast: "Wir strahlen eine gewisse Ruhe aus"

Die Berliner Grünen liegen in Umfragen vorne. Was empfiehlt die Abgeordnete Renate Künast für die nächste Wahl ums Rote Rathaus? Ein Interview.

Frau Künast, empfehlen Sie Ihrer Partei, bei der nächsten Wahl wieder eine Kandidatin für das Amt des Regierenden Bürgermeisters aufzustellen?

Da muss ich gar keine Ratschläge geben. Alle sind der Meinung, dass es am klügsten ist, jetzt auf alle Fälle Bodenkontakt zu behalten. Wir entscheiden, wenn es ansteht.

Die Grünen kommen in der Hauptstadt gerade auf Zustimmungswerte von 20 bis 24 Prozent. Bei der bayerischen Landtagswahl haben ihre Parteifreunde in München zwischen 30 und mehr als 40 Prozent erreicht. Sind die Berliner Werte für eine Großstadtpartei nicht sogar ein bisschen mager?

Das finde ich nicht. Immerhin erreichen wir gute Werte in ganz Berlin, im Ostteil der Stadt genauso wie im Westen. Die Erwartung an uns hat sich geändert. Die Menschen wollen, dass wir uns für die ganze Stadt Gedanken machen und für alle Probleme Lösungen anbieten: Das fängt beim Wohnen an, und geht über Verkehr, Klimawandel, Jobs, Gerechtigkeit, Ernährung, Gesundheit, Digitalisierung bis zur inneren Sicherheit.

Warum sind die Grünen gerade so stark?

Uns zeichnet aus, dass wir einen grünen Faden haben. Ich will ja nicht schlecht über andere Parteien reden. Aber im Moment kann man nicht von jeder Partei behaupten, dass sie einen eigenen Faden hat. Unsere Beharrlichkeit bei unseren Themen führt zu einer hohen Glaubwürdigkeit. Wir haben im Bund außerdem zwei neue starke Parteivorsitzende, die eine Bereitschaft ausstrahlen, die Dinge zu hinterfragen. Das passt gut in einer Zeit, in der sich die Menschen ohnehin fragen, was sie von unserer Parteienlandschaft halten.

Haben die Grünen denn eine neue Rolle im Parteiensystem?

Die alten Zuweisungen funktionieren nicht mehr. In Zeiten von Globalisierung und Europäisierung wollen die Leute nicht mehr die altmodische Volkspartei, die versucht, zehn verschiedene Strömungen unter ein Dach zu pressen. Sie wollen mehr Transparenz. Das Ergebnis ist, dass es in Berlin nun vier Um-die-20-Prozent-Parteien gibt.

Profitieren die Grünen auch von der stärkeren Polarisierung in der Gesellschaft?

Vor einigen Monaten hätte ich noch mit Ja geantwortet, schließlich sind wir das absolute Gegenteil zu bestimmten rechtsextremen Kräften in dieser Gesellschaft. Aber im Moment habe ich das Gefühl, dass viele Menschen vom Streit und den Aggressionen genug haben, sei es im realen Leben oder in den sozialen Medien. Mein Eindruck ist: Die Menschen schätzen gerade an den Grünen, dass wir eine wohltuende Berechenbarkeit bei unseren Werten und Plänen haben und deshalb eine gewisse Ruhe ausstrahlen.

Renate Künast ist seit 2002 Bundestagsabgeordnete der Grünen. Von 2001 bis 2005 war sie Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft. 1999 war sie Spitzenkandidatin ihrer Partei in Berlin.

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