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Politik: Renate Wallert: In "erstaunlich gutem Zustand" - Übergabe malaysischer Geiseln in Jolo scheitert im letzten Moment

Die Göttinger Lehrerin Renate Wallert hat ihre knapp dreimonatige Geiselhaft auf den Philippinen gesundheitlich offenbar besser überstanden als befürchtet. Die 56-Jährige sei "in einem erstaunlich guten Zustand hier angekommen", sagte der Chefarzt der Notaufnahme in der Göttinger Universitätsklinik, Gerhard Müller, am Dienstag nach einer Untersuchung.

Die Göttinger Lehrerin Renate Wallert hat ihre knapp dreimonatige Geiselhaft auf den Philippinen gesundheitlich offenbar besser überstanden als befürchtet. Die 56-Jährige sei "in einem erstaunlich guten Zustand hier angekommen", sagte der Chefarzt der Notaufnahme in der Göttinger Universitätsklinik, Gerhard Müller, am Dienstag nach einer Untersuchung. Sowohl der Blutdruck als auch der Kreislauf seien stabil. Entgegen anderslautenden Berichten habe Renate Wallert auf der Insel Jolo auch keinen Herzinfakt oder Schlaganfall erlitten. Der Kollaps, den sie Berichten zufolge erlitten hatte, sei vermutlich dadurch verursacht worden, dass sie zu wenig getrunken habe, sagte Müller.

Das Ausmaß der Traumatisierung durch die monatelange Geiselhaft lasse sich allerdings "noch nicht genau abschätzen", sagte der Mediziner weiter. Der behandelnde Psychiater sei zwar zuversichtlich, es könne aber "Wochen oder auch Jahre" dauern, bis diese Erlebnisse aufgearbeitet seien. Die Ärzte betonten, Renate Wallert brauche nun Ruhe. Sie werde voraussichtlich bald entlassen. Einen genauen Termin wollten die Mediziner aber nicht nennen. Nach den Worten Müllers ist die 56-Jährige "überglücklich, dass sie hier ist, aber auch in großer Sorge um das Schicksal der anderen Geiseln".

Renate Wallert war nach ihrer Freilassung am frühen Dienstagmorgen mit einer Lufthansa-Linienmaschine auf dem Frankfurter Flughafen angekommen und mit einem Hubschrauber des Bundesgrenzschutzes nach Göttingen gebracht worden. Nach Angaben einer Klinik-Sprecherin befand sich ihr zweiter Sohn Dirk während der medizinischen Untersuchungen an ihrer Seite.

Der philippinische Unterhändler Robert Aventajado hat am Dienstag bekräftigt, dass kein Lösegeld für die Freilassung von Renate Wallert gezahlt worden sei. Er habe aber Rebellenchef Galib Andang zugesichert, dass Hilfe zur Anlage einer Orangenplantage auf seinem Land in Erwägung gezogen werde. Die Bitte des Rebellenkommandeurs sei machbar, sagte Aventajado. Es gehe um eine Fläche von 100 Hektar, die er entwickeln wolle. Aus Polizeikreisen verlautete trotz der offizellen Dementis, dass etwa 40 Millionen Peso (etwa zwei Millionen Mark) gezahlt worden seien. Das Geld sei bei einer philippinischen Bank auf den Namen eines Verwandten Andangs eingezahlt worden.

Aventajado sagte, ihm gehe es jetzt zunächst um die Freilassung der anderen Frauen. Unter den Geiseln sind noch eine Französin, eine Südafrikanerin, eine Libanesin und eine Philippinerin. Die Freilassung der nächsten Geiseln könne schon sehr bald erfolgen, sagte Aventajado. Von den 21 zu Ostern in Malaysia verschleppten Geiseln sind noch 18 in der Gewalt der philippinischen Moslemgruppe Abu Sayyaf, unter anderem der Mann von Renate Wallert, Werner, und ihr Sohn Marc.

Eine vereinbarte Übergabe der von der Moslemgruppe Abu Sayyaf noch festgehaltenen Malaysier an Vermittler ist Behördenangaben zufolge allerdings gescheitert. Die sieben Malaysier sollten nach Berichten malaysischer Vermittler eigentlich am Montagabend freigelassen werden. Ein Flugzeug habe bereits auf die Verschleppten gewartet. Im letzten Moment hätten die Entführer jedoch ihre Lösegeldforderungen erhöht. Die Vermittler hätten zuvor die Zahlung von drei Millionen Pesos (rund 141.000 Mark) für jeden der Malaysier zugesagt, hieß es.

Die philippinische Regierung beharrt zwar darauf, dass kein Lösegeld fließe; die Regierung in Malaysia räumte aber ein, dass sie für die beiden bisher freigelassenen Malaysier Geld gezahlt habe. Nach anderen Angaben besteht der Kommandeur Ghalib Andang weiterhin auf der Zahlung von Lösegeld von einer Million Dollar (rund 2,1 Millionen Mark) für jede europäische Geisel.

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