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Rentenversicherung: Wer länger lebt, kommt besser weg

Für wirklich notwendig haben die gesetzlichen Versicherer die Rentengarantie der Regierung nie erachtet.

Es gebe trotz Krise „keine Anhaltspunkte“ für sinkende Löhne und Gehälter und einem damit zwangsläufig verbundenen Rückgang der Renten, sagt Axel Reimann. Als vertrauensbildende Maßnahme „auf breiter Basis“ indessen weiß der Direktor der Deutschen Rentenversicherung die Garantie durchaus zu würdigen. Es sei „irritierend“, schimpft Reimann, dass nun genau diese Zielsetzung in kürzestem Zeitraum wieder infrage gestellt wurde.

Da sich die Rentenversicherer normalerweise politischer Meinungsäußerung enthalten, ist die Kritik an Finanzminister Peer Steinbrück (SPD) deutlicher, als die Wortwahl wirken mag. Und es passt dazu, dass sie nun mit neuen Zahlen selber ihren Beitrag zur Vertrauensbeförderung zu leisten versuchen. Die Rentenrendite für Durchschnittsbeschäftigte, so gaben Versicherungsexperten am Dienstag in Erkner bekannt, werde auch noch in 30 Jahren im Schnitt knappe drei Prozent betragen – und damit nicht geringer ausfallen als die von vergleichbaren, kapitalgedeckten Privatanbietern. Und diese Rendite werde sich, wie der zuständige Abteilungsleiter Reinhold Thiele versichert, für Jüngere selbst durch einen nicht zu erwartenden Rückgriff auf die Rentengarantie nicht verschlechtern. Das Verhältnis zwischen eingezahlten Beiträgen und später ausgezahlter Rente bleibe gleich.

Allerdings sinkt die Rentenrendite den Angaben zufolge in den nächsten zehn Jahren deutlich. Liegt sie derzeit noch für Männer bei 3,5 und für Frauen bei 4,1 Prozent, so beträgt sie im Jahr 2020 nur noch 2,9 beziehungsweise 3,4 Prozent. 2030 erreicht sie dann 2,7 und 3,3 Prozent, im Jahr 2040 schließlich 2,8 und 3,3 Prozent.

Für Frauen ist die Rendite höher, da sie statistisch länger leben und somit auch länger Rente beziehen. Zugrundegelegt wurde bei 65-jährigen Männern eine „Restlebenserwartung“ von 17, bei Frauen von 20,4 Jahren. Wer früher stirbt, dessen Rendite ist geringer. Wer dagegen älter wird als der Durchschnitt, der profitiert auch finanziell – im Schnitt steigt die Rendite mit jedem zusätzlichen Lebensjahr dann um 0,1 bis 0,2 Prozentpunkte.

Die Berechnung bezieht sich auf Durchschnittsverdiener, die 45 Jahre lang eingezahlt haben. Aus einem Monatsbeitrag von 512 Euro, hälftig von Arbeitgeber und Arbeitnehmer erbracht, erwachsen in dieser Zeit rein rechnerisch 230 000 Euro. Die Altersrente ab 65 läge dann bei 1224 Euro und einem Krankenversicherungszuschuss von 86 Euro im Monat.

Um mit der privaten Konkurrenz vergleichbar zu sein, beziehen sich die gesetzlichen Versicherer mit ihrer Renditeberechnung allerdings nur auf 80 Prozent des Gesamtbeitrags, also auf einen Monatsbeitrag von 410 Euro. Der Grund: Die gesetzliche Rentenversicherung gewährt in ihrem „Gesamtpaket“ auch Hinterbliebenen- und Erwerbsminderungsrenten sowie Rehabilitationsleistungen. Diese Risikoabsicherung müsse aus der Rendite für die reine Altersrente herausgerechnet werden, sagt Thiele. Das Risiko für Rentensteigerung und lebenslange Auszahlung, das Privatversicherer gern via Einmalzahlung oder befristete Laufzeit vermeiden, ist jedoch in der Renditeberechnung enthalten. Selbst damit schlagen die gesetzlichen Versicherer aber offenbar noch die Privaten. Deren Garantiezins liegt im Schnitt seit drei Jahren grade mal bei 2,25 Prozent. 

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