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Politik: Republik Kongo: Ist auch Simbabwes Regime am Ende?

Nach dem Attentat auf den kongolesischen Präsidenten Kabila könnte nun auch dessen enger Verbündeter, der simbabwische Präsident Robert Mugabe, in Bedrängnis geraten. Das jedenfalls hofft die Opposition in Simbabwe.

Nach dem Attentat auf den kongolesischen Präsidenten Kabila könnte nun auch dessen enger Verbündeter, der simbabwische Präsident Robert Mugabe, in Bedrängnis geraten. Das jedenfalls hofft die Opposition in Simbabwe. "Unser Engagement in Kongo wächst sich zu einem absoluten Debakel aus", sagte Eddie Cross, wirtschaftspolitischer Sprecher der "Bewegung für den demokratischen Wandel" (MDC) bei einem Besuch in Berlin dem Tagesspiegel. Mugabe hat im Kongo 11 000 Soldaten im Einsatz. Allein im vergangenen Jahr soll ihn das militärische Abenteuer an der Seite seines alten Freundes Kabila mindestens eine halbe Milliarde US-Dollar gekostet haben. Und nicht erst seit die von Ruanda und Uganda unterstützten Rebellen im Osten Kongos immer mehr Boden auf die Kabila-Allianz gutmachen, wird in Simbabwe Kritik an Mugabes Politik laut.

"Die Menschen vertrauen Mugabe nicht mehr", sagt Cross. Im vergangenen Februar erlitt der Staatschef eine herbe Niederlage bei einem Referendum über eine Verfassungsänderung, durch die er seine Befugnisse ausweiten wollte. Da er befürchten musste, auch bei den Parlamentswahlen im Juni Boden zu verlieren, griff der 77-Jährige auf ein bewährtes Rezept zurück: die Aufwiegelung ehemaliger Freiheitskämpfer gegen die 4500 weißen Farmer, die nach der Unabhängigkeit des früheren Rhodesien 1980 im Land geblieben waren. Veteranen und Landlose besetzten darauf rund 1600 Farmen.

"In Wirklichkeit sind es aber nicht die weißen Farmer, die sich einer Landreform widersetzen. Sie sehen selbst ein, dass es so nicht weitergehen kann, wollen aber eine gerechte Entschädigung", so Eddie Cross, ein Unternehmer, der ebenfalls der weißen Minderheit angehört. Er wirft Mugabe vor, eine durchgreifende Landreform zugunsten der armen Landbevölkerung verzögert und lediglich treuen Gefährten zu ansehnlichen Farmen verholfen zu haben. "Durch die Besetzungen ist unsere Landwirtschaft nun vollends aus den Fugen geraten. In diesem Winter waren wir sogar auf Nahrungsmittelhilfen angewiesen", meint Cross.

Die MDC hat sich inzwischen zu einer ernsten Konkurrenz für Mugabes Zanu-PF entwickelt. Bei den Parlamentswahlen konnte sie sogar 57 von 120 Mandaten erringen. Die von Mugabe geschürten Unruhen vor der Wahl haben Parteichef Morgan Tsvangirai, einen ehemaligen Gewerkschafter, zum Hoffnungsträger Simbabwes gemacht. Denn die Mehrheit der Bevölkerung hat offensichtlich erkannt, dass Mugabes Manöver das Land in den Ruin treiben. Auch die weißen Farmer, und Unternehmer wie Eddie Cross, setzen auf den 48-jährigen Tsvangirai. "Mugabe versucht zwar mit allen Mitteln, uns zu unterdrücken, aber wir werden gewinnen - spätestens bei den regulären Präsidentschaftswahlen im nächsten Jahr", zeigt sich Cross optimistisch. Um dies zu verhindern schreckt Mugabe offensichtlich vor nichts zurück. Immer wieder werden Oppositionelle verhaftet, viele gar ermordet.

Dass die breite Koalition gegen Mugabe nach einem Sieg Tsvangirais schnell auseinander brechen könnte, fürchtet Cross nicht. "Tsvangirais ist ein sehr ehrlicher und guter Führer. Schon jetzt setzt er außerdem auf Fachleute und nicht auf Klientelismus." Sollte Tsvangirai Mugabe tatsächlich beerben, warten in jedem Fall schwierige Aufgaben auf ihn. Nicht nur die landwirtschaftliche Produktivität des früheren Netto-Exporteurs von Lebensmitteln ist um beinah zehn Prozent zurückgegangen. Der Tourismus brach gar um 80 Prozent ein. Die Arbeitslosigkeit stieg auf 50 Prozent, das Haushaltsdefizit belief sich im Jahr 2000 angesichts der hohen Militärausgaben durch den Kriegseinsatz in Kongo bei 23 Prozent des Bruttoinlandsprodukts.

"In dieser Situation müssen wir mitansehen, wie wichtige Investoren Simbabwe den Rücken kehren", sagt Eddie Cross. Etwa 1,4 Milliarden Dollar, so schätzt er, seien für das Land im vergangenen Jahr verloren gegangen. Um bei einem möglichen Machtwechsel schnell handeln zu können, wirbt Cross schon jetzt um Vertrauen für die MDC bei wichtigen Geberländern - auch in Deutschland. "Wir werden für den Wiederaufbau auf Hilfe von außen angewiesen sein", sagt der MDC-Wirtschaftssprecher. Cross hofft nun zunächst auf eine endgültige Wende im Kongo-Krieg, die Mugabe zum Rückzug seiner Truppen zwingen würde. "Dann wird er möglicherweise versuchen, seine Macht durch vorgezogene Neuwahlen abzusichern - und dann werden wir ihn schlagen."

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