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Gegen Marco Rubio (rechts) machte Jeb Bush (links) bei der dritten Republikaner-Debatte keine gute Figur.

© Robyn Beck/AFP

Republikaner-Debatte: Jeb Bush geht die Luft aus

Nach der dritten Republikaner-Debatte steht fest: Jeb Bush hat als Vertreter des Establishments versagt - ihm droht das Abgleiten in die Bedeutungslosigkeit.

Eine halbe Stunde nach dem Desaster steht Danny Diaz in der umgebauten Turnhalle, umringt von Reportern. „Jeder Tag, an dem Jeb Bush mit den Wählern reden kann, ist ein guter Tag“, sagt Bushs Wahlkampfmanager den Beobachtern der dritten Republikaner-Debatte. Was soll er nach diesem Auftritt seines Kandidaten nebenan im großen Saal der Universität von Boulder auch sonst sagen? Das sind kaum mehr als Durchhalteparolen, die da jetzt aus dem Bush-Lager kommen. Sie können dort nur hoffen, dass die Bilder der vergangenen Nacht schnell verblassen.
Es war nicht, was der Kandidat gesagt hat. Von Natur aus etwa sei er ungeduldig. „Und ich kann Wut nicht vortäuschen.“ Nicht einmal, was er nicht gesagt hat. Zum Beispiel als sein ehemaliger politischer Zögling Marco Rubio ihm einfach das Wort abschnitt. War Jeb Bush überhaupt auf der Bühne in Boulder? Anfang des Jahres noch wurde der dritte Vertreter des Bush-Clans als gesetzter Kandidat des republikanischen Establishments betrachtet. Spätestens mit Mittwochabend aber droht Jeb Bush ein Abgleiten in die Bedeutungslosigkeit.
Schon in der Inszenierung des Spektakels war er wieder ein Stück aus der Mitte an den Rand gerutscht. Den Platz auf der Bühne diktieren die Umfragewerte. Dort stand der große Mann wie immer leicht linkisch, fast unbeholfen. Wie ein Streber, der unbedingt glänzen möchte, den Glanz der coolen Ansager aber nie erreicht. Neben Bush, ein Pult näher an der Mitte, an den derzeitigen Umfragekönigen Donald Trump und Ben Carson, dominierte ihn mit dem Gesicht eines Jünglings der viel kleinere Marco Rubio. „Jeb“, wies ihn der zurecht, „jemand hat dich überzeugt, dass es dir hilft, mich anzugreifen“. Dafür erhielt Rubio Szenenapplaus. „Aber ich werde weiterhin ungemeinen Respekt für Gouverneur Bush haben. Ich trete nicht gegen Gouverneur Bush an.“ Rubio wurde später als Gewinner des Abends gefeiert, Bush als Verlierer gebrandmarkt.

„Adios amigo“, postete das konservative Nachrichtenmagazin „Weekly Standard“ noch am Abend. Davor der harte Satz: „Jeb ist tot.“ Es war, als wäre in der konservativen Gemeinde das Urteil schon gesprochen. „Jeb Bush schlägt sich schlecht, seine Attacke auf Rubio ist gescheitert, mit allem ist er gescheitert“, kommentierte Frank Luntz, ein konservativer Meinungsguru und Republikaner-Berater. „Ich mag Bush“, schreibt Erik Erickson, ein in der rechten Ecke der Partei anerkannter Blogger, „aber er muss sich jetzt Gedanken über seine Zukunft machen.“ „Bush kann jetzt wieder Kohlenhydrate essen“, empfiehlt Matt Drudge vom konservativen „Drudge Report“ sarkastisch in Anspielung auf die Diät, die sich Bush für den Wahlkampf verordnet hatte. Und Mike Allen, Informationsquelle für jeden innerhalb des Washingtoner Politikzirkus, schreibt in seinem morgendlichen Newsletter: „Wenn Jebs Kampagne stirbt, dann war die Debatte in der vergangenen Nacht der Punkt, als es endgültig wurde.“ Sowohl Donald Trump, Agitator der republikanischen Basis, als auch der neue Umfrageliebling, der pastorale Ben Carson, blieben am Mittwoch ähnlich blass. Jeb Bush aber hätte einen großen Auftritt gebraucht, nicht zuletzt um seine unruhig werdenden Geldgeber zu besänftigen. Am Wochenende hatte Bush die größten Spender der Dynastie in einem Hotel in Houston versammelt. Angesichts einer mauen Wahlkampagne sollten dort die Erfolge des Bush-Clans gefeiert werden. Dafür hatten auch Ex-Präsident George Bush Senior mit seinen 91 Jahren, die 90-jährige Barbara Bush und George W. Bush Rollen in dem Motivationscamp übernommen. Nach der Debatte fragt man sich nun aber leise im konservativen Geldadel, ob nicht Marco Rubio der bessere Kandidat der Mitte wäre. Jener könnte noch dazu die gewachsene Tea-Party-Basis erreichen, der er gar nicht so fern steht. Andere sagen: abwarten. Bush könne mit der familieneigenen Beharrlichkeit und ihren Spendenmillionen sehr wohl wiederkommen.

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