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© AFP

Republikaner-Parteitag: Sarah Palin - Pitbull mit Lippenstift

Kämpferisch stellte sich am Mittwochabend Vizepräsidentschaftskandidatin Sarah Palin der Öffentlichkeit vor. Nachdem die ersten beiden Tage des Republikaner-Parteitags eher schleppend anliefen, zeigte ihr Auftritt: Die US-Republikaner gehen auf Angriff.

Was ist der Unterschied zwischen einer "Hockey Mum" - einer Mutter, die ihre Kinder zum Eishockey bringt, sich für sie einsetzt und sie anfeuert - und einem Pitbull? "Der Pitbull trägt keinen Lippenstift." Mit diesem Witz stellte sich am späten Mittwochabend die republikanische Kandidatin für die amerikanische Vizepräsidentschaft ihren Wählern vor.

Vom 1. bis zum 4. September findet in der "Zwillingsstadt" Minneapolis/St. Paul (US-Bundesstaat Minnesota) der Nominierungsparteitag der Republikaner statt. Veranstaltungsort ist das Excel Energy Center. Sarah Palin - Gouverneurin von Alaska, passionierte Jägerin, streng religiöse Christin und stolze "Hockey Mum" - nutzte ihre gut 40-minütige Rede auf dem Parteitag der US-Republikaner in St. Paul (Minnesota), um sich und Präsidentschaftskandidat John McCain als kämpferische, mutige und charakterstarke Macher darzustellen – im Gegensatz zum demokratischen Kandidaten Barack Obama, den Palin als Zögerer und Schönredner verspottete, der außer wohlklingenden Reden und zwei Autobiographien bislang kaum Vorzeigbares geleistet habe.

Republikaner schalten auf Angriff

Es war der Tag der Attacken. Palins Rede, die sie zusammen mit einem früheren Redenschreiber von Noch-Präsident George W. Bush erarbeitet hat, war der bisherige rhetorische Höhepunkt des Parteitages, der wegen der Verzögerungen durch den Sturm "Gustav" eher schleppend begonnen hatte. Auch der zweite Tag, an dem zahlreiche Lobreden auf John McCain gehalten wurden, wirkte streckenweise eher wie eine Pflichtübung.

Gestern hingegen, am vorletzten Tag der Versammlung, schalteten die Republikaner auf Angriff. Dabei ging es vor allem gegen Barack Obama. Palin präsentierte den Spitzenkandidaten der Demokraten als auf seine Karriere fixiertes Mitglied des politischen Establishments, als Vorkämpfer für mehr Bürokratie, höhere Steuern und als Politiker, der die Bedrohung Amerikas durch Terroristen nicht wahrhaben wolle. Dagegen stellte sie das Bild von John McCain, den erfahrenen Soldaten und Politiker, dessen Mut und Erfahrung ihn für die Führung des Landes prädestinierten.

Kämpferische Rhetorik für traditionelle Werte

Ihre eigene Biographie präsentierte Palin in ihrer seit Tagen mit Spannung erwarteten Rede ebenfalls als umfassende Vorbereitung auf höhere Aufgaben. Sie sprach von der Sorge um ihren Sohn, der in der Armee dient, aber auch von ihrem Stolz auf dessen Einsatz. Sie erzählte von ihrem jüngsten Sohn, der mit dem Down-Syndrom geboren wurde und kündigte an, sich in der Regierung besonders für Eltern mit behinderten Kindern einsetzen zu wollen. Sie schwärmte von ihrem Mann Todd, mit dem sie auch nach insgesamt fünf Kindern noch glücklich verheiratet sei und präsentierte sich damit als lebendes Beispiel für traditionelle Familienwerte. Und sie deutete, zumindest indirekt, auch die Schwangerschaft ihrer 17-jährigen Tochter Bristol an, die in den vergangenen Tagen in den US-Medien zu einem der am meisten behandelten Themen geworden war. Ihre Familie, so Palin, kenne "die Aufs und Abs des Lebens", wie jede andere Familie auch. Derweil schauten ihre Tochter und deren Freund – den sie demnächst heiraten will – mit den anderen Mitgliedern der Palin-Familie von der Ehrentribüne des Excel-Stadions zu, von den zu Dutzenden sie umringenden Fotografen durch eine Reihe Leibwächter abgeschirmt.

Neben kämpferischer Rhetorik und dem Lob traditioneller Werte gab Palin auch einige Ausblicke auf ihre politischen Vorhaben als Vizepräsidentin. Das reichte von einer aggressiven Außenpolitik, Sparsamkeit und niedrigen Steuern in der Innenpolitik bis zum verstärkten Abbau von Öl und Gas in den USA, um die amerikanische Energieversorgung von anderen Ländern unabhängiger zu machen.

Jubel für McCain und Palin

Der im Vergleich zu den Vortagen auffallend angriffslustige und teils polemische Ton des Abends war zuvor von Rudolph Giuliani vorbereitet worden. Der frühere Bürgermeister New Yorks lobte McCain als "wahren amerikanischen Helden", der vom Vietnamkrieg bis zu seiner Arbeit als Senator "jeden Test bestanden hat". Obama hingegen sei "der unerfahrenste Präsidentschaftskandidat der letzten 100 Jahre", alles andere als "tough" und habe keinerlei Führungserfahrung.

Der Abend endete mit einer Überraschung. Spitzenkandidat John McCain, der sich bislang auf dem Parteitag noch nicht persönlich gezeigt hatte, tauchte nach dem Ende von Palins Rede auf der Bühne auf und umarmte seine Vize-Kandidatin. "Glaubt Ihr nicht, wir haben die richtige Wahl getroffen?", rief er in den Saal, und Tausende Delegierte und Unterstützer antworteten mit langem Jubel.

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