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Robert Habeck, Bundesvorsitzender der Grünen.

© imago/Olaf Malzahn

Robert Habeck im „Brigitte“-Talk: Will er Kanzler? Jein.

Viel gutes Gefühl, kaum klare Positionen: Der Grünen-Chef erzählt Anekdoten aus seinem Leben – und würde lieber nicht über Posten reden.

Kurz bevor Robert Habeck sich zwischen Körper und Seele entscheiden muss, kommen die großen Fragen: Kann er Kanzler? Will er Kanzler? Der Grünen-Chef sitzt in einem mattrosa Lounge-Sessel auf der Mitte der Bühne des Maxim-Gorki-Theaters. Er nimmt sich einen kurzen Moment Zeit, bevor er spricht. „Die ernste Antwort ist: Wir brauchen starke Regierung - und ja, meine Partei versucht diese Stärke zu entwickeln.“ Dann kommt das Aber, er bleibt vage. Konkreter wird er nicht. Europa gehe vor die Hunde, man verpenne den Klimawandel - darüber würde er lieber reden, als über Posten. An diesem Abend kommt er jedoch nur wenig dazu.

Habeck ist zu Gast beim „Brigitte-Talk“. Laut ZDF-Politbarometer ist er mal der beliebteste, mal der zweitbeliebteste Spitzenpolitiker in Deutschland, obwohl nur die Hälfte der Befragten ihn kennen. Seit 2018 ist er Bundesvorsitzender der Grünen, nicht mehr Landwirtschaftsminister in Schleswig-Holstein. Momentan reist er viel durch die Republik, trifft sich mit Menschen, die ihn mal mehr und mal weniger gut finden. An diesem Abend hat er ein Heimspiel.

Habeck ist Star des Abends, 15 Euro haben die Menschen bezahlt, um ihn zu sehen. Vor dem Theatersaal ist eine Wand mit dem Brigitte-Logo aufgebaut, die Kameras klicken, als Habeck mit Brigitte-Chefredakteurin Brigitte Huber für die Fotografen lächelt. Der Teppich ist rot.

Gutes Gefühl ohne klare Position

Das Format des Abends: Zwei Optionen, Habeck muss sich entscheiden. Es folgt eine Frage. Körper oder Seele? Habeck entscheidet sich für die Seele. AKK oder AKW? Lieber die Atomkraftwerke. Die Frage dazu: „Hatten Sie einen Atomkraft-nein-danke Aufkleber?“

Das Format liegt Habeck ebenso wie die Fragen. Er erzählt Anekdoten aus seinem Leben, schlägt den Bogen zur Politik, und dann kommt schon die nächste Frage. Nachgehakt wird selten.

Seine Vorbilder? Robin-Hood, in der Fuchs-Variante aus dem Disney-Film, habe ihn als eine der ersten Figuren geprägt. „Irgendwie schlitzohrig, aber für die gute Sache kämpfend“, sagt Habeck. Später dann Albert Camus und Rudi Dutschke. Aber bitte nicht falsch verstehen: Er bewundere den Mut von Rudi Dutschke, sagt Robert Habeck. Aber: „Nicht daraus machen, Rudi Dutschke ist mein Vorbild. Das wäre unfair.“ Der Mao-Quatsch sei Unsinn. Huber hakt nach: Ein Tier, zwei Männer, keine Frau? „Ich wollte Hannah Arendt sagen, habe mich aber nicht getraut, weil Winfried Kretschmann immer Hannah Arendt sagt.“ Die Menschen im Saal lachen, Habeck lacht auch.

Es geht um Burn-Out und Arbeitszeiten, auch um die Impflicht. Auch hier schafft es Habeck, keine klare Position zu beziehen und trotzdem ein gutes Gefühl im Saal zu hinterlassen, wie es ihm Kritiker gelegentlich vorwerfen. Ja, er habe seine Kinder impfen lassen. „Aber am Anfang zögerlich“, sagt er. Eine Impfpflicht, da könne er sich nicht so richtig vorstellen, wie das funktionieren soll. Aber eine Beratungspflicht befürwortet er.

Am Ende des Abends darf das Publikum Fragen stellen. Ein Mann steht auf und sagt: Die Fragen der Moderatorinnen seien ja eher seicht gewesen. Das meine er aber positiv. Eine eigene Frage hat er dann aber auch nicht. Er wolle nur sagen, dass er froh ist, Robert Habeck erleben zu können.

Jonas Mielke

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