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Roboterfahrzeug Gecko des Herstellers Base 10.

© ddp

Roboter Leistungsschau: Bundeswehr: Militärroboter für gefährliche Routinejobs geplant

Roboter sollen die Bundeswehr künftig von militärischen Routineaufgaben entlasten  – die technische Entwicklung dazu verläuft eher schleppend. Ein Besuch auf der Roboter Leistungsschau Elrob.

Militärroboter sind groß im Anmarsch, zumindest wenn es rein konzeptionell um künftige Beschaffungswünsche von deutschen Militärs geht. „Hoffentlich bleibt das Signal stabil“, sagte der Bediener einer funkgestützten Steuereinheit vergangene Woche etwas nervös, als er seinen künstlichen, höchstens mülleimerhohen Probanden auf dem Testgelände der Bundeswehr-Infanterieschule Hammelburg ins Gelände schickte. Kurz darauf rattert das von Gummiketten getriebene, mit flexiblem Greifarm und schwenkbaren Kameraaugen ausgestattete Kleinvehikel los: Über einen Schutt- und Geröllparcours, der neben holprigen Pisten und sandigen Untergründen mit weiteren Teststationen zum Treppensteigen wie zur Hinderniserkennung, zwei bauchnabeltiefen Watbecken und einer Tunnelröhre gespickt war.

Was wie der Start zum „Crosslauf der Roboter“ anmutete, war am Pressetag mediengerecht inszenierter Präsentationsparcours beim Auftakt zu Elrob 2010 - der fünften Europäischen Roboter Leistungsschau, bei der sich die Veranstalter zum dritten Mal ausschließlich dem Thema militärische Nutzung von Robotik-Systemen widmeten. Mit durchaus komplexer militärischer Aufgabenstellung: So sollten die unbemannten Landsysteme möglichst teilautonom Erkundungs- und Aufklärungsaufgaben meistern, Transportdienste im Konvoi erfüllen und einen Shuttle-Service zwischen zwei Feldlagern betreiben können. 2004 aus einem Nato-Workshop hervorgegangen, traten dieses Jahr insgesamt 47 Entwicklerteams aus fünf europäischen Staaten und erstmals auch ein US-Konkurrent zum Systemvergleich an. Mit höchst unterschiedlichem Ergebnis: So bremste ein Roboter, der einem Menschen folgen sollte, alle drei Meter ab und signalisierte mit durchdringendem Hubsignal, dass er den Kontakt zu seinem Anführer verloren hätte. Was weder Erinnerungen an die charmante Computeranimation „Wall - E“, noch an Schreckensvisionen eines „Terminators“ weckte, schien bei anwesenden Soldaten, die im Ernstfall auf die Funktionsfähigkeit solcher Systeme angewiesen sind, eher auf skeptische Blicke zu stoßen.

Viele der vorgeführten Roboter schienen von einem serientauglichen Entwicklungskonzept noch weit entfernt zu sein. Dies gab Ministerialdirektor Dirk Ellinger, Hauptabteilungsleiter Rüstung im Bundesministerium der Verteidigung, ohne Umschweife zu: „Unter Einsatzbedingungen ist vieles noch nicht serienreif“, so Ellinger zum Tagesspiegel. Dennoch wolle man am Kerngedanken, künftig Roboter für militärische Routineaufgaben einzusetzen, festhalten. Elrob diene letztlich zur Positionsbestimmung. Oft sei Robotik mit Fehlvorstellungen und Ängsten behaftet, so Heeresinspekteur Werner Freers. „Hier geht es nicht um Sympathieträger oder Kampfmaschinen“, wie Freers betonte. Ziel sei es, Militärroboter künftig verstärkt bei sogenannten 3-D-Aufgaben (dirty, dull, dangerous) einzusetzen, die Truppe also von schmutzigen, stupiden und gefährlichen Aufgaben zu befreien. Das Robotik auch landzentriert eingesetzt Erfolgspotentiale aufweise, zeige neben luftgestützten Aufklärungsdrohnen bereits der erfolgreiche Einsatz des ferngesteuerten Kampfmittelräumers „tEODOr“. Dem Einsatz von „bewaffneten Kampfrobotern“ erteilte Freers eine klare Absage. „Der Waffeneinsatz stellt besondere Anforderungen, die von Landsystemen besonders schwer zu erfüllen sind“, ergänzte Ellinger dazu.

Eine Position, die Wolfgang Süß, Projektleiter des viel beachteten, unbemannten „Gecko“ – einem hochmobilem Systemdemonstrator von 3,6 Tonnen Gewicht, der durch eine luftgestützte Relaisstation bis zu 20 Kilometer teilautonom fährt, tags wie nachts hochauflösende Aufklärungsbilder liefert und über einen umweltfreundlichen Hybridmotor verfügt - nicht nachvollziehen kann. Das Thema „Kampfroboter“ werde völlig falsch kommuniziert, so der Entwickler nüchtern, „die sind auch von der Industrie nicht gewollt und technisch derzeit gar nicht herstellbar“. Wenn die aktuelle Militärrobotik-Philosophie eine Systembewaffnung ausdrücklich ausschließe, wäre dies ein künstlich herbeigeführter Trugschluss, unterstrich Süß zum Tagesspiegel. Schließlich ende die Teilautonomie solcher Systeme auch aus ethischen Gründen selbstverständlich am Abzug der integrierten Waffenanlage. „An dieser Schnittstelle wird immer ein Soldat die Kontrolle behalten und entscheiden müssen. Das ist wie bei einer Panzerhaubitze 2000, die ihre Zielkoordinaten auch durch bildgestützte Daten teilautonom fliegender Aufklärungsdrohnen empfängt und dann nur auf menschlichen Befehl hin feuert “, so der Experte. Auch wisse Süß, das hinter vorgehaltender Hand die Integration von Wirkmittelträgern - wie Waffenstationen militärfachlich fein umschrieben werden - bundeswehrintern absolut kein Tabuthema wäre. Längst würden führende Militärs mit dem Gedanken teilautonome Systeme schlagkräftig aufzurüsten kokettieren, auch weil das System zum Eigenschutz vor Feindzugriffen gesichert werden müsse. „Ein Verzicht auf Bewaffnung macht militärisch keinen Sinn, denn wer im Gefecht eine Feindstellung aufgeklärt, will das Ziel auch verzugslos bekämpfen können“, so Süß.

Volker Schubert

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